Archiv der Kategorie: Jahrescharts

22 aus ’22 – SAGEN SIE NICHT JAHRESCHARTS ZU IHNEN!

Huch!, schon wieder ein Jahr weg … Ein Jahr, in dem sich weltpolitisch die Ereignisse überschlagen haben – während dieser Blog hier, positiv formuliert (ich glaub, „positiv“ darf man jetzt wieder sagen), eine Oase der Stille war. Weniger positiv formuliert: So wenig wie heuer ist hier überhaupt noch nie passiert und das will angesichts der ebenfalls nicht übertrieben produktiven Vorjahre schon was heißen.

Nicht einmal mein Bericht zum tollen Konzert der Düsseldorf Düsterboys in der „Bäckerei“ zu Innsbruck ist je online gegangen – auch weil ich, so viel sei zu meiner Entschuldigung gesagt, die versprochenen Fotos nie erhalten habe (pfui!). Und auch Jahrescharts-technisch schaut es düster aus – bis man sich einen einigermaßen repräsentativen Überblick über das abgelaufene Popjahr gemacht hat, ist das nächste schon wieder fast vorbei, seufz. Das traurige Los des Sorgfältigen. Ob ich die Jahrescharts 2022 (und, Asche auf mein Haupt, auch die Jahrescharts 2021) noch irgendwann nachreichen werde – wer weiß das schon?

Als kleinen Ersatz gibt es hier, ungewohnt pünktlich, 22 Songs aus dem Jahr ’22, die bei mir positiv hängen geblieben sind – in willkürlicher Reihenfolge und ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit oder Jahreschartscharakter. Trotzdem: Viel Vergnügen!

PANDA BEAR, SONIC BOOM – EDGE OF THE EDGE
Mit Panda Bear (dem mit Abstand talentiertesten „Viech“ des Animal Collective) und Sonic Boom (von den Drogenfressern Spacemen 3) haben sich die Richtigen gefunden. In diesen süßen psychedelischen Harmonienebeln geht man gerne verloren.

ANIMAL COLLECTIVE – WE GO BACK
Apropos: Animal Collective kommen mir manchmal vor wie ein Rudel Kinder, das man in einen Raum voller Klangerzeuger gesteckt hat, wo die viel zu munteren Kleinen dann alle verfügbaren Knöpfchen und Tasten drehen und drücken – und zwar alle gleichzeitig. Zu viele Einfälle in zu kurzer Zeit (dieser Befund gilt auch für andere akustische Zappelphilippe wie etwa Black Midi). Aber manchmal erwischt einen das Kollektiv dann doch genau auf dem richtigen Fuß. So wie mit diesem kleinen, großen Trip.

ALDOUS HARDING – LEATHERY WHIP
Seltsam, verspult, neben der Spur, zugleich unwiderstehlich eingängig – wie macht das die multitalentierte Neuseeländerin Aldous Harding bloß? Wenn die Lederpeitsche des Lebens so zischt wie dieser im besten Sinne schräge Ohrwurm, dann nur her damit!

DORA JAR – IT’S RANDOM
Ich sage mal: Wer Aldous Harding mag, mag auch Dora Jar. Genauso verschroben, wendungsreich und hochbegabt. Wie viele gute Ideen passen eigentlich in kaum zweieinhalb Minuten?

THE BURNING HELL – BIRDWATCHING
Vögel zu beobachten, gilt gemeinhin als entschleunigende Aktivität, bei der man einen langen Atem und viel Geduld braucht. Dieser Song über Vogelbeobachtung ist das genaue Gegenteil: schnell, kurz – und witzig: „While everybody else is busy / Polishing their coffins / We’ll be mixing Cosmopolitans / And Birdwatching.“

KOCHKRAFT DURCH KMA – INFLUENCER:INNEN HASSEN DIESEN TRICK … (mit Liser)
Der erste Song mit Gender-Doppelpunkt im Titel, den ich kenne. Und auch gleich der beste! Den Bandnamen kapiere ich zwar nicht, ebensowenig den Songtitel. Aber das Ding hat Punch, hat Kanten und fährt ein – alles Qualitäten, die in der aktuellen Musiklandschaft allzu dünn gesät sind. Und „Ein Leben lang / Hampelmann“ ist einfach ein guter Refrain. Note to self: Mehr Musik aus der BRD hören!

LOEWELOEWE – STOP LIFT STOP
Das „Verschwende deine Jugend/dein mittleres bis höheres Alter“-Lebensprinzip von Wanda bleibt richtig, wichtig und sympathisch; musikalisch bin ich aber spätestens seit diesem Ö3-Hit über den TV-Kommissar raus. Die schönste Wanda-Nummer 2022 stammte auch nicht von Wanda, sondern von ihrem heuer tragischerweise mit nur 32 Jahren nach schwerer Krankheit verstorbenen ehemaligen Keyboarder Christian Hummer und seinem Projekt Loeweloewe. Nonchalant gesungene Zeilen wie „Lass mich raus, ich hab noch so viel zu tun“ oder „Ich will endlich wieder Licht sehen“ bekommen im Nachhinein eine ganz andere, berührende Bedeutung.

YEAH YEAH YEAHS – SPITTING OFF THE EDGE OF THE WORLD (feat. Perfume Genius)
Das Comeback-Album der Nullerjahre-New-Yorker soll insgesamt nicht so berauschend sein, diese Vorabsingle zündet aber gleich beim ersten Hören – obwohl oder gerade weil es Karen O hier im Vergleich zu früher ruhiger und melancholischer angehen lässt.

LOS BITCHOS – LINDSAY GOES TO MYKONOS
Als „instrumental psychedelic sunshine cumbia“ bezeichnet die all-female-Band (muss man das heute eigentlich noch als Besonderheit betonen?) ihren Stil selbst. Das Wörtchen „Surfrock“ sollte man vielleicht noch ergänzen.

TOCOTRONIC – ICH TAUCHE AUF (feat. Soap&Skin)
Für das Pathos der mittleren bis späten Tocotronic ist man nicht jeden Tag gleich empfänglich – aber dieses Duett (um mal ein gefürchtetes Wort auf früheren Popjahrzehnten zu reaktivieren) mit der immer superen Soap&Skin ist, äh, immer super.

GORILLAZ – CRACKER ISLAND (feat. Thundercat)
Wahnsinnig spannend war das nicht, was die Gorillaz zuletzt so abgeliefert haben. Mal schauen, was das neue Album „Cracker Island“ (2023) bringt. Die erste, gleichnamige Single ist zumindest einmal vom Feinsten: Damon Albarn hat nicht verlernt, wie man „Banger“ buchstabiert. Und Thundercat gewährleistet an gscheidn Groove.

CARI CARI – ZDARLIGHT 1992
Hausmarke, was das stilsichere österreichische Duo hier serviert. Und damit sehr fein zu hören.

BENJAMIN CLEMENTINE – DELIGHTED
Der Brite mit ghanaischen Wurzeln gilt als launisches Genie – und denkt angeblich daran, nach einem weiteren Album 2023 die Musik an den Nagel zu hängen. Wäre schade um so viel Prätention, Exzentrizität und schiere Brillanz.

BUILT TO SPILL – UNDERSTOOD
„Strange“, „Conventional Wisdom“ – das sind glaub ich die einzigen beiden Songs von Built to Spill, die ich bislang kannte. Beide unaufdringlich großartig, passend für eine Band, die stets unter dem Hype-Radar unterwegs war. Zum Glück! Das aktuelle Album „When The Wind Forgets Your Name“ ist, nach dem ersten Durchhören zu schließen, eines der allerschönsten 2022. Und „Understood“ ein heißer Kandidat für die Top 10 der Jahrescharts, falls ich diese denn jemals … blabla, siehe oben.

SUDAN ARCHIVES – SELFISH SOUL
Ob das Beyoncé-Album wirklich so toll ist, wie alle tun, oder doch nur fett produzierter Multimillionärs-R’n’B? Keine Ahnung. Im Zweifelsfall lieber Sudan Archives hören, ist bestimmt die zehnmal spannendere Alternative.

MIDLAKE – MEANWHILE …
Meanwhile, in a secret room. Midlake sind auch so eine tolle Band der frühen Nullerjahre, die man schon ganz vergessen hatte. Album muss ich erst checken, aber das hier klingt schon mal so wohlig-harmonisch wie damals … anno 2005 (oh Gott!).

VOODOO JÜRGENS – ZUCKERBÄCKER
Ob Voodoos Lieder nun autobiographisch grundiert sind oder aber Geschichten aus einer versunkenen Wiener Halbwelt, die so eh nie existiert hat (oder beides), macht keinen Unterschied. Wer solche Melodien aus dem abgewetzten Ärmel schüttelt, hat so oder so gewonnen.

3RD SECRET – DEAD SEA
Angenehm aus der Zeit gefallen und weit jenseits all dessen, was heute trendet: So klingen die Lieder dieser Supergroup aus Grunge-Überlebenden (Soundgarden, Nirvana, Pearl Jam), angeführt von zwei Sängerinnen. Originalitätspreis gibt’s keinen, aber geht ja auch mal ohne.

ARAI – LITTLE STUPID BOY
Kennt ihr das auch? Lieder, bei denen euch ein Teil super gefällt, während euch andere Teile desselben Songs furchtbar auf die Nerven gehen? Bei mir ist es z.B. so mit The Weeknd und seinem Hit „Gasoline“: schöne melancholische Strophe, dann aber ein schmieriger Refrain, bei dem es mir die Haare aufstellt – und nicht von wegen Gänsehaut. „Little Stupid Boy“ von ARAI (über den ich nichts zu berichten weiß) ist das Gegenstück dazu: Die ungelenk sprechgesungene Strophe geht mir schon nach drei Sekunden auf den Zeiger, die ölige Bridge macht es nicht besser – aber dann folgt wie aus dem Nichts ein derart treffsicherer Refrain, dass man ihn tagelang nicht mehr aus dem Gehörgang kriegt. Wetten?

THE DÜSSELDORF DÜSTERBOYS – DAS ERSTE MAL
International Music sind die derzeit womöglich beste deutsche Band – und die Düsterboys mehr als nur ein Nebenprojekt dieser formidablen Formation. Beim Konzert in Innsbruck (siehe mein eingangs geäußertes Gejammer) war die Hipster-Hütte voll. Voll womit? Mit Recht. Am besten gefällt mir die fast schon sakral-kirchenmusikalische Aura dieser seltsamen, immer etwas neben der Spur dahineiernden Gesänge.

ALELA DIANE – HOWLING WIND
Aufs erste Durchhören hat mich das aktuelle Album der herausragenden Alternative-Folk-Songwriterin nicht wirklich umgehauen. Aber diese charaktervolle Stimme ist und bleibt eine Macht.

DEAD CROSS – REIGN OF ERROR
Ein Rausschmeißersong muss sein, wie ein Rausschmiss eben so ist: kurz und heftig. Mike Patton weiß, wie so was geht.

Sodala, das war’s fürs Erste. Ich wünsche euch allen ein möglichst fades und ereignisarmes Jahr 2023, auf dass wir alle miteinander wieder mehr zum Musikhören kommen mögen. Und was die unfinished Jahrescharts betrifft: Fortsetzung folgt. Oder doch nicht?

Die allerletzten Jahrescharts – jetzt mit Bonusfeature!

Sind das hier wirklich meine letzten Jahrescharts? Es schaut fast danach aus. Nicht nur weil ich damit später dran bin denn je (unser peinlicher Claim „Die spätesten Jahrescharts der Welt“® dürfte bald ein realer Fall fürs Guinness-Buch der Rekorde werden), sondern auch weil es nach zehn Jahren (oh Gott, wohin ist die Zeit verschwunden?) und somit exakt 1000 Jahrescharts-Einträgen tatsächlich ein guter Zeitpunkt für einen Schlussstrich wäre.

Auf jeden Fall sind es die letzten Jahrescharts in der bisherigen Form. Die Grundmotivation für dieses Unterfangen war seinerzeit ja, sich mit möglichst viel aktueller Musik (jedweden Genres) zu konfrontieren, um am Puls der Zeit zu bleiben, nicht in den eigenen Hörgewohnheiten festzuwachsen, sondern im Kopf frisch zu bleiben, solange es möglich ist.

Geht man diesen Vorsatz einigermaßen systematisch an, heißt das in der Praxis, dass man sich durch unzählige Tipps und Bestenlisten hören sollte. In meinem Fall von Musikexpress über Pitchfork bis Der Standard, von Rolling Stone bis FM4, von Wolfgang Doebeling bis Katharina Seidler, von House of Pain bis Zündfunk. Dazu kommt natürlich jeder einzelne möglicherweise relevante Song, den man umgehend am Smartphone notiert, jedes potentiell interessante Album, das man in der Zeitung angestrichen, jeder Soundfetzen, den man mit Rasiercreme im Gesicht oder nach dem dritten Bier im Stammlokal eilig shazamisiert hat.

Jahrescharts zu erstellen, bedeutet also, ganze Listen abzuarbeiten, sozusagen Akkorde im Akkord zu hören. Und weil man natürlich nicht hinter sich selbst zurückfallen will, wird der (zeitliche) Aufwand von Jahr zu Jahr größer – und die Liste jedes Jahr noch später fertig.

Zahlt sich dieser Aufwand aus? Jein. Sind meine Top 100 dadurch stilistisch vielfältiger geworden? Möglich. Oder gar besser? Keine Ahnung.

Fakt ist: Mit dieser Methode hört man sich zwangsläufig durch viele, viele Sachen, die einen gar nicht wirklich interessieren, geschweige denn fesseln, berühren oder flashen – nur damit man „auch das abgedeckt hat“. Dabei sollte Musikhören nun wirklich alles sein, aber keine lästige Pflichterfüllung. Aber genau darauf kann es hinauslaufen, wenn man sich, wie ich im Fall der Jahrescharts 2020, durch weit über 1000 Titel hört, natürlich mehrfach, weil vieles beim ersten und zweiten Hören einfach durchflutscht und man nur ja nichts aus den Ohren verlieren will.


(Der Völler, von Georg Emanuel Opiz, 1804)

Wer kann und soll sich das alles anhören? Wer hat die Zeit dafür, wer Lust darauf? Gute Fragen, die uns sofort zur Art und Weise führen, wie die meisten von uns heute Musik konsumieren. Die These (nicht nur meine, sondern auch die wesentlich klügerer Köpfe): Totale Verfügbarkeit führt zu Übersättigung führt zu Gleichgültigkeit. Gerade beim Streamen ist dieses Risiko inhärent. Alles ist immer da, alles steht unterschiedslos nebeneinander. Und verliert damit an Reiz.

Genau das führte der deutsche Soziologe Hartmut Rosa kürzlich in einem Standard-Interview aus: Während man in der analogen Welt „stundenlang in Plattenläden nach der einen Schallplatte gesucht und sie dann wie einen Schatz nach Hause getragen, gehütet und gesammelt“ habe, seien heute auf Spotify 100 Millionen Musiktitel sofort abrufbereit. „Diese permanente Verfügbarkeit und Überforderung führt nun eher dazu, dass uns die Musik gleichgültig wird.“

Hinter dem Überangebot lauert also die Gefahr des musikalischen Relativismus, die Vorstellung, dass „mittlerweile eh alles gleich klingt“, was angesichts einer unendlich ausdifferenzierten Musiklandschaft natürlich ein atemberaubender Blödsinn ist. Aber so unrecht hatte Oscar Wilde wohl nicht, als er schrieb: „In dieser Welt gibt es nur zwei Tragödien. Die eine ist, nicht zu bekommen, was man möchte, und die andere ist, es zu bekommen.“

Um eines klarzustellen: Das hier soll keine verbitterte Zivilisationskritik sein; so alt bin ich (im Kopf) dann hoffentlich auch wieder nicht. Es wäre dumm, die Vorzüge des Streamings, den niederschwelligen Zugang zu faszinierenden Klängen aus allen Weltgegenden und Epochen, nicht zu nutzen. Aber: Man muss schon verdammt aufpassen, dass dabei die Magie nicht verloren geht.

Zugegeben, der Magieverlust hat natürlich vor allem mit der eigenen Abgeklärtheit bis Abstumpfung zu tun („Alles schon mal gehört, nur besser“), aber schon auch mit den Gesetzen des Mediums. Und natürlich mit dem problematischen Hang (Drang? Zwang?) zum Komplettismus. Wenn man sich selber einredet, nur ja nichts versäumen zu dürfen („Scheiße, das muss ich mir jetzt auch noch anhören“), ist das unter Garantie der beste Weg, sich den Spaß an der Musik zu verderben …

Hinzu kommt: Momentan ist nicht unbedingt ein goldenes Musikzeitalter. Gerade im sogennanten „Indie“-Bereich (worunter ich einmal grob alles von „alternativem“ Rock über Singer/Songwriterei bis Elektropop fasse) klingt vieles zwar recht nett, aber leider oft saft- und kraftlos. Gefällig, aber nicht zwingend. Ohne Punch, ohne Biss. Die Pandemie macht(e) das Ganze freilich nicht besser: Als direkte Folge der – zurecht – erzwungenen Vereinzelung erschien eine schier unüberschaubare Zahl an „intimen“, „innerlichen“, „reduzierten“ und „entschleunigten“ Aufnahmen, an Solo-Performances mit Akustikklampfe und/oder Notebook, die sich vor allem durch eins auszeichneten: Fadesse.

Genau das ist und war – und zwar auch schon vor der Pandemie – ein wenig das Problem mit Sendern wie FM4, speziell mit den Playlists unter Tag: Da ist noch immer viel Gutes und Schönes dabei, aber (zu) vieles, das eher nur dahinplätschert, zu brav und erwartbar daherkommt. (Ob das unter der neuen Senderchefin und dem neuen ORF-General besser wird, scheint angesichts schwer erträglicher Marketing-Statements wie „In seiner Ausrichtung als Jugendradio verfehlt FM4 sein Mission Statement und ist in der erreichten Zielgruppe zu spitz positioniert“ fraglich. FM4 braucht sicher eine Neuausrichtung und Verjüngung, aber bitte wieder mit mehr Ecken und Kanten, nicht mit weniger. Doch ich schweife ab …)

Auch im zeitgenössischen Hiphop geht mir momentan leider vieles bei einem Ohr rein, beim anderen wieder raus. Auch gut Produziertes (und gut produziert ist fast alles) wirkt oft beliebig und unfokussiert. Kann es sein, dass Hiphop mit dem endgültigen Durchbruch als global dominante Musikkultur in weiten Teilen an Frische und (musikalischer) Wucht eingebüßt hat?

Damit aber genug des Negativismus. Auf der Habenseite stehen bei allem Overkill und aller Überforderung auch mit Blick aufs Jahr 2020 wieder diverse schöne Entdeckungen. Mit beträchtlicher Bandbreite: Während die Nummer eins von Khruangbin klingt wie eine Vertonung von Adalbert Stifters „Sanftem Gesetz“ (vielleicht braucht es in Zeiten von Gereiztheit und Polarisierung einfach etwas Versöhnliches) und auch sonst viele Lieder in der Sammlung von Melancholie, Nostalgie und Weltflucht geprägt sind, gab es zuletzt auch auffällig viel Musik auf die Ohren, die im positiven Sinne politisiert, im positiven Sinne zornig ist.

Ob es nun um weibliches Empowerment geht (wie bei Fiona Apple oder Blackbird & Crow), um den Kampf gegen Rassismus und Rechtsextremismus (wie bei SAULT, Run The Jewels oder Akne Kid Joe) oder um die Pandemie (wie bei gebenedeit), an Dringlichkeit und Sarkasmus fehlt es in all diesen Nummern wahrlich nicht. Die besten Zeilen lieferten dabei übrigens – alle YogalehrerInnen mögen mir verzeihen – Rocket Freudental auf Platz zwei ab:

„Um deine Schilddrüse zu heilen, muss der Energiestrom fließen. / Deshalb legt dir der Axel jetzt seine Hände auf den Wanst.“
ODER
„Weil der Peter schon geimpft ist, darf er nicht zur Masernparty. / Es ist die Energie unserer Natur, die meinem Kind die Kraft verleiht.“

In diesen Zeilen steckt alles, was man über 2020 (und 2021 und leider wohl auch 2022) mit den ganzen aggressiven Schwurblereien und all der offensiven Unvernunft wissen muss.

Und 2021, äh, lässt sich musikalisch sogar wieder um einiges besser an. Apropos: Damit das Ganze hier zumindest etwas mehr Aktualität aufweist, habe ich die Jahrescharts 2020 um einen kleinen, ungeordneten Streifzug durch das Jahr 2021 erweitert, in Gestalt von 25 Songs, die ich heuer gern gehört habe. Und die es vielleicht auch in die  Jahrescharts 2021 schaffen werden, falls es sie denn je geben sollte …

Der Vorsatz fürs neue (Musik-)Jahr ist jedenfalls klar: Den Anspruch auf Vollständigkeit (eh völlig lächerlich) aufgeben – lieber „a weng weniger“, wie Attwenger sagen -, dafür wieder mehr ganze Alben in Ruhe durchhören und die Freude an der Musik bewahren und zurückgewinnen.

Damit nun endlich zur Playlist, die 99 von 100 Titeln umfasst – alle bis auf Stigmata von Backxwash, das offenbar mit ungeklärten Samples zu kämpfen hat und das ich weiter unten verlinkt habe (ist schon allein wegen des heftigen EP-Covers lohnenswert, erst recht wegen des heftigen Songs). Damit die Spotify-Liste trotzdem 100 Songs hat, habe ich übrigens den kürzest- und bestmöglichen Füller eingefügt …

TOP 100 – 2020 (Michael Domanig):

1. Khruangbin – Pelota
2. Rocket Freudental – Ihr seid alle Yogalehrer
3. Smoke Fairies – Don’t You Want To Spiral Out Of Control?
4. Bruch – The Sinner
5. Shortparis – КоКоКо Cтруктуры не выходят на улицы
6. The Haden Triplets – Wayfaring Stranger
7. Anna Calvi – Swimming Pool (feat. Julia Holter) (Hunted Version)
8. Ohmme – Ghost
9. Porridge Radio – Lilac
10. Noga Erez – NO news on TV
11. Austra – Anywayz
12. IDLES – I Dream Guillotine
13. Fiona Apple – Heavy Balloon
14. Skylar Gudasz – Wichita Lineman
15. Backxwash – Stigmata
16. Amnesia Scanner – AS Acá (feat. Lalita)
17. Wire – Hung
18. Chris Lorenzo & The Streets – Take Me as I Am
19. William Basinski – Please, This Shit Has Got To Stop
20. The Sadies – The Most Despicable Man Alive
21. Best Coast – Rollercoaster
22. AKNE KID JOE – What AfD thinks we do …
23. 070 Shake – The Pines
24. Agnes Obel – Promise Keeper
25. Charlotte Brandi – Frieden
26. Melenas – Primer tiempo
27. Masha Qrella – Geister
28. Blackbird & Crow – The Witch That Could Not Be Burned
29. Katie Gately – Waltz
30. Sen Morimoto – Woof
31. Bruch – Bruch
32. All Them Witches – The Children of Coyote Woman
33. Torres – Last Forest
34. The Chap – Help Mother
35. Sufjan Stevens – Video Game
36. The Haden Triplets – Ozark Moon
37. Run The Jewels – Walking In The Snow
38. Hanni El Khatib – ALIVE
39. Porridge Radio – Sweet
40. Shadow Show – What Again Is Real?
41. Baxter Dury – I’m Not Your Dog
42. Soccer Mommy – yellow is the color of her eyes
43. Kevin Morby – Wander
44. Nicholas Lens & Nick Cave – Litany of the Forsaken
45. Mystery Jets – Petty Drone
46. Sparks – Self-Effacing
47. Bob Mould – Forecast of Rain
48. Wire – Off The Beach
49. The Jayhawks – Little Victories
50. Fiona Apple – Under The Table
51. SAULT – Hard Life
52. Westerman – Think I’ll Stay
53. Holy Motors – Matador
54. Ariel Sharratt & Mathias Kom – Rise Up Alexa
55. Melenas – No puedo pensar
56. Lonker See – Open & Close
57. Coriky – Say Yes
58. Porridge Radio – 7 Seconds
59. Khruangbin & Leon Bridges – Texas Sun
60. Pottery – Texas Drums Pt I & II
61. Elvis Perkins – See Monkey
62. Agnes Obel – Broken Sleep
63. Future Islands – For Sure
64. Einstürzende Neubauten – Grazer Damm
65. Run The Jewels – Ooh LA LA (feat. Greg Nice & DJ Premier)
66. Jason Isbell and the 400 Unit – Running with Our Eyes Closed
67. Melenas – 3 segundos
68. Steve Earle & The Dukes – Black Lung
69. Burna Boy – Onyeka (Baby)
70. Holy Motors – Country Church
71. Animal Collective – Piggy Knows
72. Tiña – Golden Rope
73. Wandl – Requiem (Erkennung)
74. Die Ärzte – ICH, AM STRAND
75. Lola Marsh – Darkest Hour
76. Sparks – Left Out In The Cold
77. Ohmme – Twitch
78. Austra – Mountain Baby (feat. Cecile Believe)
79. Fleet Foxes – Featherweight
80. Biig Piig – Feels Right
81. SAULT – Free
82. Khruangbin – So We Won’t Forget
83. R.A. The Rugged Man – Gotta Be Dope (feat. A-F-R-O and DJ Jazzy Jeff)
84. Ohmme – Flood Your Gut
85. Holy Motors – Endless Night
86. Skyway Man – Old Swingin‘ Bell
87. Earl Mobley – For You to Hide
88. King Hannah – Meal Deal
89. SAULT – Fearless
90. X – Cyrano DeBerger’s Back
91. Jeff Tweedy – A Robin or A Wren
92. Pearl Jam – Who Ever Said
93. Phoebe Bridgers – I Know The End
95. Smoke Fairies – Elevator
95. Earl Mobley – The Barrel
96. Saint Gallus Convention Tapes – Smokestack Lightnin‘
97. Kacy & Clayton and Marlon Williams – Light Of Love
98. Death Valley Girls – Under the Spell of Joy
99. gebenedeit – Die Viren sollen krepieren
100. Von Seiten der Gemeinde x Da Kessl – Be Prepared

Und hier als Bonus, völlig ungeordnet, 25 schöne Songs aus dem Jahr 2021:

2021 – ANSPIELTIPPS:
– Gashtla – Computermusik [Krankl Kicks]
– Danger Dan – Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt
– Noga Erez – Cipi
– Parquet Courts – Black Widow Spider
– CAT SFX – Upside Down
– Twin Shadow – Johnny & Jonnie
– Mogwai – Richie Sacramento
– Little Simz – I Love You, I Hate You
– Sophia Kennedy – Cat on My Tongue
– Attwenger – damlaung
– International Music – Insel der Verlassenheit
– Aldous Harding – Old Peel
– Cid Rim – Last Snow
– Yard Act – The Overload
– Courtney Barnett – Rae Street
– Goat Girl – Badibaba
– Kurt Vile – Run Run Run
– International Music – Misery
– Nation of Language – The Grey Commute
– Low – Days Like These
– Tocotronic – Ich tauche auf feat. Soap&Skin
– Monsterheart – EOTW (End Of The World)
– The Chills – Worlds Within Worlds
– Mogwai – Dry Fantasy
– Attwenger – a weng weniger

HIT THE BASSLINE: BLOG-JAHRESCHARTS 2018

Spät (den Zusatz „aber doch“ sparen wir uns verschämt) liegen sie nun vor, die kumulierten Blog-Jahrescharts, ähem, 2018 von HIT The Bassline. Und siehe da: Zwischen den beiden Blogautoren Stefan Pletzer und Michael Domanig gab es diesmal im Vergleich mit den Vorjahren doch einige Überschneidungen, was die jeweiligen Top-100-Listen angeht.

Konkret waren es immerhin 11 (in Worten: elf) Tracks, die sich in beiden Jahresbestenlisten wiederfanden. Acht davon schafften es in die gemeinsamen Top 40 – und zwar alle in die Top-Ten-Ränge, was diesmal doch ein ziemlich aussagekräftiges Gesamtergebnis mit sich bringt. Und hier ist es auch schon!

Anmerkung: Die Wertungen von Stefan und Michael sind (in dieser Reihenfolge) jeweils nach der fettgedruckten Gesamtpunktezahl abzulesen.

JAHRESCHARTS 2018: DIE TOP 40 von HIT The Bassline:

1.) Amen Dunes – Miki Dora: 168 (87, 81)

2.) MGMT – One Thing Left to Try: 158 (94, 64)

3.) Soap & Skin – Italy: 153 (68, 85)

4.) Father John Misty – Mr. Tillman: 146 (69, 77)

5.) MGMT – TSLAMP: 135 (82, 53)

6.) Courtney Barnett – Nameless, Faceless: 129 (29, 100)

7.) Tunnelvisions – Guava: 113 (30, 83)

8.) Simian Mobile Disco feat. Deep Throat Choir – Defender: 111 (79, 32)

9.) Rudimental & Major Lazer feat. Anne-Marie & Mr Eazi – Let me live: 100 (100, -)

10.) Panda Bear – Shepard Tone: 99 (99, -)
      

10.) Grimes – We Appreciate Power: 99 (-, 99)

12.) Christine and the Queens – Goya! Soda!: 98: (98, -)
        Emily Haines & The Soft Skeleton – Legend of the Wild Horse: 98 (-, 98)
14.) Amen Dunes – L.A.: 97 (97, -)
       David Byrne – I Dance Like This: 97 (-, 97)
16.) Cosmo Sheldrake – Wriggle: 96: (96, -)
        Jonathan Bree – Sleepwalking: 96 (-, 96)
18.) Tunng – Abop: 95: (95, -)
        Soap & Skin – Palindrome: 95 (-, 95)
20.) Rico Nasty – Oreo: 94 (-, 94)
21.) The 1975 – Love It If We Made It“: 93 (93, -)
        Lüül – Schwarz war die See: 93 (-, 93)
23.) Thunder Jackson – Guilty Party: 92 (92, -)
        Low – Disarray: 92 (-, 92)
25.) Sia – My old Santa Claus: 91 (91, -)
        Ebony Bones feat. The Bones Youth Choir – Police and Thieves: 91 (-, 91)
27.) Interpol – The Rover: (90, -)
       Der Nino aus Wien – Unentschieden gegen Ried: 90 (-, 90)
29.) Panda Bear – Part of the Math: 89 (89, -)
       Gaye Su Akyol – İstikrarlı Hayal Hakikattir: 89 (-, 89)
31.) Cosmo Sheldrake – Hocking: 88 (88, -)
       Amanda Palmer & Jason Webley – House of Eternal Return: 88 (-, 88)
33.) Luluc – Spring: 87 (-, 87)
34.) The Blaze „Faces“: 86 (86, -)
        International Music – Für alles: 86 (-, 86)
36.) Maribou State „Beginner’s Luck“: 85 (85, -)
37.) Rhye „Phoenix“: 84 (84, -)
       Jonathan Bree – Say You Love Me Too (feat. Clara Viñals): 84 (-, 84)
39.) Robyn „Missing U“: 83 (83, -)
40.) Hatis Noit – Illogical Lullaby (Matmos Edit): 82 (-, 82)

Silvester, Zeit für Jahrescharts!

Nur blöd, dass es jene von 2018 sind :p

1 Rudimental & Major Lazer feat. Anne-Marie & Mr Eazi „Let me live“
2 Panda Bear „Shepard Tone“
3 Christine and the Queens „Goya! Soda!“
4 Amen Dunes „L.A.“
5 Cosmo Sheldrake „Wriggle“
6 Tunng „Abop“
7 MGMT „One Thing left to try“
8 The 1975 „Love it if we made it“
9 Thunder Jackson „Guilty Party“
10 Sia „My old Santa Claus“
11 Interpol „The Rover“
12 Panda Bear „Part of the Math“
13 Cosmo Sheldrake „Hocking“
14 Amen Dunes „Miki Dora“
15 The Blaze „Faces“
16 Maribou State „Beginner’s Luck“
17 Rhye „Phoenix“
18 Robyn „Missing U“
19 MGMT „TSLAMP“
20 tUnE-YaRdS „Look at your Hands“
21 Amen Dunes „Dracula“
22 Simian Mobile Disco „Defender“
23 Hookworms „Negative Space“
24 Tocotronic „Electric Guitar“
25 Cari Cari „After the Goldrush“
26 Hurray for the Riff Raff „Pa’lante“
27 Maribou State feat. Holly Walker „Slow Heat“
28 MGMT „When you die“
29 Oneohtrix Point Never „We’ll take it“
30 Cardi B feat. Bad Bunny & J Balvin „I like it“
31 Daniel Avery „Stereo L“
32 Father John Misty „Mr. Tillman“
33 Soap & Skin „Italy“
34 Little Simz „Boss“
35 Let’s eat Grandma „Falling into me“
36 Chaka Khan „Like Sugar“
37 Paul McCartney „Come on to me“
38 Preoccupations „Decompose“
39 Maribou State „Vale“
40 Let’s eat Grandma „Snakes & Ladders“
41 Jungle „Heavy, California“
42 Eminem „Fall“
43 Death Cab for Cutie „Gold Rush“
44 Diplo feat. Lil Yachty & Santigold „Worry no more“
45 Twin Shadow „Broken Horses“
46 Christine and the Queens „Doesn’t matter“
47 Superorganism „Night Time“
48 George FitzGerald „Burns“
49 Preoccupations „Compliance“
50 Steaming Satellites „Shout it out“
51 Jain „Alright“
52 Maribou State „Kingdom“
53 Idles „Colossus“
54 Amen Dunes „Believe“
55 Kids see Ghosts „Cudi Montage“
56 Post Malone feat. Ty Dolla $ign „Psycho“
57 Little Dragon „Lover Chanting“
58 Simian Mobile Disco „Caught in a Wave“
59 Peggy Gou „It makes you forget (Itgehane)“
60 Christine and the Queens „The Stranger“
61 Let’s eat Grandma „Ava“
62 Soap & Skin „Heal“
63 William Fitzsimmons „Wait for me“
64 Cari Cari „Mazuka“
65 Kreisky „Ein braves Pferd“
66 Elderbrook „Capricorn“
67 Rostam „In a River“
68 Tove Lo feat. Charli XCX, Icona Pop, Elliphant & Alma „Bitches“
69 Yung Hurn „Was sie will“
70 Zhu feat. Tame Impala „My Life“
71 Tunnelvisions „Guava“
72 Courtney Barnett „Nameless, faceless“
73 Julia Holter „I shall love 2“
74 Simian Mobile Disco „Hey Sister“
75 Mavi Phoenix „Prime“
76 Kids see Ghosts feat. Pusha T „Feel the Love“
77 Shout out louds „In new Europe“
78 Husky Loops „Everytime I run“
79 Cari Cari „Summer Sun“
80 Twin Shadow feat. Haim „Saturdays“
81 Nick Mulvey „Mountain to move“
82 Parcels „Lightenup“
83 Santigold „I don’t want“
84 Leyya „Wannabe“
85 Toro y moi „Freelance“
86 Phosphorescent „New Birth in New England“
87 Pressyes „California“
88 Cypress Hill „Crazy“
89 Belle & Sebastian „We were beautiful“
90 Moses Sumney „Rank & File“
91 Janelle Monáe feat. Grimes „Pynk“
92 Diplo feat. Mö & Goldlink „Get it right“
93 Planningtorock „Transome“
94 Naked Cameo „Phony“
95 George Ezra „Paradise“
96 Parquet Courts „Wide awake!“
97 Yves Tumor „Noid“
98 The 1975 „Tootimetootimetootime“
99 Clara Luzia „When the Streets“
100 The Decemberists „Once in my Life“

Vom zähen Wühlen nach Gold. Die spätesten Jahrescharts der Welt®, Ausgabe 2018 (Michael Domanig)

Ich höre Musik leider viel zu oft, wie ich leider auch viel zu oft esse: im Gehen, zwischendurch, nebenher, ohne mich wirklich darauf konzentrieren zu können, was ich da zu mir nehme. Die Gefahr ist in beiden Fällen dieselbe: Irgendwann schmeckt alles gleich. Oder es schmeckt einem gar nichts mehr (was im Grunde dasselbe ist).

Gut, so weit ist es mit mir beim Musikhören zum Glück noch nicht gekommen – aber es war diesmal doch ein besonders zäher Prozess, um am Ende zu den Top 100 zu gelangen, meinen bisher wohl spätesten auf dem verspätetsten Musikblog der Welt. An die 600 Lieder sind am Ende des großen Aussiebens im „Leider nein“-Kröpfchen gelandet, wobei vieles davon durchaus nicht schlecht war – ich hätte den Charts-Topf sicher auch mit 150 bis 200 Liedern füllen können.

Um wirklich Herausragendes zu finden, war aber das Wühlen durch extrem viel gefällig produziertes Mittelmaß nötig. Und „Top-20-Material“ zu finden (um mal einen furchtbaren Marketing-Ausdruck zu verwenden), war heuer definitiv viel schwieriger als z. B. beim besonders starken 2017er-Jahrgang. Aber: Am Ende war es die ganze Mühe bei chronisch knappem Zeitbudget dann doch wieder wert. Das zeigte sich schon daran, dass ich mich von vielen Songs, die in der Liste nicht mehr Platz fanden, dann doch nur schwer trennen konnte.

Bei den Songs, die letztlich den Cut geschafft haben (um neuerlich eine grässliche Formulierung zu verwenden), ist diesmal nach meinem Eindruck relativ viel introvertierte und introspektive Musik dabei, verträumt, melancholisch und harmonisch, dagegen vergleichsweise wenig Punkiges, Noisiges und Aggressives. Was würde wohl ein Tiefenpsychologe dazu sagen?

Wobei: Insgesamt ist die Vielfalt glaub ich doch wieder erheblich. Und um ein paar Neugierigen vielleicht Lust aufs Reinhören zu machen, gibt es diesmal neben der obligatorischen Playlist auch Ultra-Kurzrezensionen zu jedem Song (Ziel war ein einziger Satz, mehr als fünf Zeilen sind es nie geworden). Viel Spaß!

1.) Courtney Barnett – Nameless, Faceless
„I wanna walk through the park in the dark / Men are scared that women will laugh at them / I wanna walk through the park in the dark / Women are scared that men will kill them“: Mit diesen unmissverständlichen, Margaret Atwood zitierenden Zeilen ist sehr viel darüber gesagt, warum es #MeToo und „die ganzen Genderdebatten“ einfach braucht. Verpackt ist das ganze in mitreißenden alternativen Gitarrenrock, den derzeit keine(r) so hinbekommt wie Courtney Barnett.

2.) Grimes – We Appreciate Power
Süßlicher Kitsch und Heaviness, Dream Pop und Industrial-Noise, zuckerlbunter K-Pop und klassisches Songwriting – wie die kanadische Grenzgängerin Grimes (mit Hilfe von US-Sängerin HANA) das hier zusammenführt und -rührt, ist (um im Kontext des Songs zu bleiben) eine echte Machtdemonstration.

3.) Emily Haines & The Soft Skeleton – Legend of the Wild Horse
Der Songtitel klingt nach üblem Airbrush-Kitsch. Der Song selbst klingt nach einer der betörendsten Melodien des Jahres. (Ok, war streng genommen schon Ende 2017, hat mich erst 2018 erreicht, damit basta!)

4.) David Byrne – I Dance Like This
Der Pokal für den überraschendsten (Stil-)Bruch des Jahres gebührt dem ehemaligen Kopf der Talking Heads – der vollelektronische Roboter-Refrain hat es in sich!

5.) Jonathan Bree – Sleepwalking
Stimmiger könnte der Songtitel nicht sein, denn der entrückten Musik des neuseeländischen Songwriters haftet tatsächlich etwas Traumwandlerisches an („somnambul“ schrieb ein Rezensent des „Rolling Stone“, glaub ich). Ein Crooner von der Schattenseite, eine der Entdeckungen des Jahres.

6.) Soap & Skin – Palindrome
Von vorn nach hinten = von hinten nach vorn: Das Palindrom als rhetorische Kunstfigur trägt das Repetitive und damit potentiell Hypnotische schon in der DNA. Das passt perfekt zur sakralen Musik von Soap & Skin – erst recht auf Lateinisch: „In girum imus nocte et consumimur igni“. Wobei diese Zeilen („Wir irren des nachts umher / und werden vom Feuer verzehrt“) inhaltlich eher diabolisch als himmlisch klingen.

7.) Rico Nasty – Oreo
Da kann sich der Hersteller der schwarzweißen Keksln wirklich freuen: Rico Nastys rotzig-aggressiver In-your-face-Rap steckt in meiner humble opinion selbst Cardi B in die (Louis Vitton)-Tasche.

8.) Lüül – Schwarz war die See
Nur eine banale, recht holprig gereimte Urlaubserinnerung? Ich finde den wehmütigen Refrainm unglaublich anrührend, gerade in seiner fast Schlager-artigen Einfachheit.

9.) Low – Disarray
Rau, hypnotisch, aufs Notwendigste reduziert: Außer den ineinander verwobenen Stimmen von Alan Sparhawk und Mimi Parker und sanft irritierendem elektronischem Schaben braucht es nichts für dieses kleine, atmosphärisch dichte Kunstwerk.

10.) Ebony Bones feat. The Bones Youth Choir – Police and Thieves
Die britische Ausnahmekünstlerin Ebony Thomas überführt den Reggaeklassiker von Junior Murvin, den schon The Clash prägnant coverten, direkt in eine dystopische Gegenwart, mit unterkühltem, düster-minimalistischem Klangdesign und gespenstischem Kinderchor. Und unterstreicht meine alte These, dass man Kindern besonders gerne (und wirkungsvoll) krasse und bedrohliche Zeilen in den Mund legt.

11.) Der Nino aus Wien – Unentschieden gegen Ried
Eine treffsicherere Metapher für die Banalität und Trostlosigkeit des (nicht nur Fußball-)Alltags lässt sich kaum denken. Hat seinen Platz in der Ehrengalerie der besten Sportsongs jetzt schon sicher.

12.) Gaye Su Akyol – İstikrarlı Hayal Hakikattir
Die Türkei mit ihren vielfältigen musikalischen Traditionen, gerade auch im Bereich psychedelischer Pop-Klänge, hat man als Westler viel zu selten auf dem Zettel. Dass die großartige Gaye Su Akyol letztes Jahr sogar in Innsbruck zu Gast war, habe ich auch versäumt! Dafür gibt’s jetzt zumindest einen Spitzenplatz in den Charts ;-).

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Im Schnelldurchlauf durch mein musikalisches 2018

Man könnte sagen, dass wir für unsere unfassbar späten Jahrescharts bekannt wären – wenn wir denn bekannt wären. Dieser Beitrag wird sowohl das eine als auch das andere nicht ändern. Auch Mitte Februar ist eigentlich vergleichsweise sehr spät für ein Jahres-Recap. Aber dieser persönliche Jahresrückblick hat weder den Anspruch, einen neuen Pünktlichkeitsstandard zu etablieren, noch unsere traditionellen, früh- bis hochsommerlichen Vorjahrescharts zu ersetzen. Schließlich geht es in den kollaborativen Charts um die Hits des Jahres, die Singles, die Ohrwürmer, die für sich allein stehenden Songs. Ich bin eher Albummensch, also präsentiere ich in diesem Egotrip die 20 Alben, die mein persönliches Musikjahr 2018 ausgemacht haben.

Die Beschränkung auf exakt 20 Alben ist natürlich total willkürlich. Wer sagt, dass nicht bloß 18 Alben besonders hervorstachen, oder dass es nicht 37 oder gar 51 Alben wert waren, dass man einige Worte über sie verliert? Ebenso willkürlich ist die Beschränkung auf Full-Length Alben, schließlich wurden wir 2018 auch mit einigen großartigen EPs beschenkt, beispielsweise jene von Aphex Twin (!), Protomartyr oder Panda Bear.

Eines der erwähnenswerten Alben, die vom Rasiermesser dieser Willkür erwischt wurden, ist „Dead Magic“ von Anna von Hausswolff. Man hört der schwedischen Vorzeigesängerin und -Organistin die ausgedehnten Tourneen mit Swans deutlich an. Sons of Kemet präsentierten auf „Your Queen is a Reptile“ eine moderne, abwechslungsreiche und auch politische Palette an Afro-Jazz Hymnen. George Thompson alias Black Merlin begab sich für die „Island of the Gods“ Labelreihe erneut auf Reisen. In mehreren Expeditionen nach Papua-Neuguinea nahm er die Klänge des Kosua-Stammes und des ihn umgebenden Dschungels auf und verwandelte die Soundaufnahmen und Eindrücke in ein außergewöhnliches Album. Soldat Hans formen auf „Es Taut“ einzigartige Balladen aus Düsterjazz, Sludge und Post-Irgendwas. Und dann gab es da noch das vielseitige Zweitwerk von Skee Mask, neues Melancholiematerial von Low, die außerweltliche Kollaboration von Actress und dem London Contemporary Orchestra, den folktronisch-neopsychedelischen vertonten Sonnenschein von 공중도둑 (Mid-Air Thief), ein neues Solowerk von Godspeed You! Black Emperors Frontmythos Efrim Menuck, und noch viel viel mehr.

Man kann es womöglich vor den eigentlichen Top 20 bereits herauslesen: 2018 war für mich ein sehr gelungenes Musikjahr. Jetzt aber ohne weitere Umschweife auf ins Getümmel!

  1. Warm Drag – s/t

Das grundlegende Soundfundament von Warm Drag schreit nach Garagenband, wobei diese Bezeichnung angesichts der vielen psychedelischen, elektronischen, lärmigen und anderweitig experimentellen Ausschweifungen dann doch nicht so treffend erscheinen mag. Noch kurioser: Es ist nicht nur keine Garagenband, es ist eigentlich gar keine Band im herkömmlichen Sinn. Paul Quattrone, den man auch von Thee Oh Sees und !!! kennt, hat alle Songs mit einem Sampler kreiert, durch welchen alles Mögliche an Quellenmaterial gejagt und bis zur Unkenntlichkeit manipuliert wurde. Für noch mehr Abwechslung sorgt die laszive bis rotzfreche Chamäleonstimme von Sängerin Vashti Windish.

  1. GAS – Rausch

Ganze 17 Jahre mussten verstreichen, bis 2017 mit „Narkopop“ endlich ein neues GAS-Album erschien. Nun, kaum ein Jahr später, schickt Wolfgang Voigt den Hörer mit „Rausch“ erneut auf eine Reise durch den Nebelwald, sich selbst treu bleibend mit einem leichten Hauch von Nationalromantik und aus weiter Ferne hallenden Bläsern und Streichern. Der Direktvergleich mit dem Vorgänger hinkt jedoch, „Rausch“ ist dringlicher, intensiver, schreitet stoisch und pulsierend immer geradeaus, bei gleichzeitigem Gefühl schwindenden Orientierungssinns. Rausch eben.

  1. Sleep – The Sciences

GAS-Fans mussten 17 Jahre auf neues Material warten, das letzte ordentliche Sleep-Album ist jedoch geschlagene 20 Jahre her. Umso beeindruckender, dass das Stoner Metal Urgestein es wahrhaftig geschafft hat, den Erwartungshaltungen gerecht zu werden und genau den Monolithen von einem Album abzuliefern, den die Community sich so lange erhofft und gewünscht hat. Auch live nach wie vor eine Wucht!

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Wow! Die definitiven, endgültigen, kumulierten HIT The Bassline-Jahrescharts 2017! Schon jetzt für Sie!

Wäre dieser Blog ein menschliches Wesen und wir als Autoren seine Väter, dann stünden wir alle längst wegen schwerer Kindesvernachlässigung vor Gericht. Und das Sorgerecht für unser Blog-Baby hätte man uns völlig zu Recht entzogen.

Dass sich die wenigen Beiträge der letzten Monate großteils um das längst verblichene Jahr 2017 gedreht haben, macht die Sache nicht besser, höchstens bizarrer. Und jetzt kommt’s richtig dick: Der folgende Beitrag handelt einmal mehr vom Jahr 2017!

Denn hier und heute, am 272. Tag des Jahres 2018, zu einer Zeit, in der die meisten Menschen langsam in Adventstimmung kommen, dürfen wie sie endlich präsentieren – die kumulierten „HIT The Bassline“-Jahrescharts 2017!

Wenn drei hemmungslose Musik-Eklektiker mit stark individualisierten Geschmäckern je hundert Lieblingslieder eines Jahres zusammentragen, sind Überschneidungen naturgemäß eher selten. So auch bei uns: Ich habe beispielsweise die großartige Sophia Kennedy gleich mit drei Songs in meinen Top 100, der geschätzte Kollege Steff einmal – und das natürlich ausgerechnet mit einem Lied, das ich NICHT drin habe. LCD Soundsystem wiederum scheinen bei Steff gefühlte zwanzigmal auf – aber der einzige Song, den ich von Herrn Murphy in der Liste habe, ist nicht dabei.

Weitere Beispiele? Blanck Mass gefallen Johannes und Steff gleichermaßen gut, nur gilt das offenbar für ganz verschiedene Songs. Ähnlich bei Slowdive, die sich völlig zu Recht bei jedem von uns an prominenter Stelle in den Bestenlisten wiederfinden (btw, was für ein göttlicher Auftritt beim Primavera-Festival!) – aber mit keinem Lied in allen dreien.

Und doch ist bei den Jahrescharts 2017 erstmals das Wunder geschehen – und das gleich doppelt: Es gibt tatsächlich satte zwei Songs, die sich bei jedem von uns in der 100er-Auswahl finden!

Diese Tatsache beschert uns mit FLUT und ihrem erbarmungslos eingängigen 80s-Klassiker-ups-der-ist-ja-von-heute „Linz bei Nacht“ einen recht unerwarteten bis seltsamen Jahressieger. Und mit den kosmopolitischen Souljazzelektroafrocuban-Rebellinnen von Ibeyi einen hochverdienten dritten Platz. Dazwischen liegt mit Mavi Phoenix eine weitere junge Künstlerin mit Lebensmittelpunkt Österreich – eine, die wirklich in keiner Bestenliste 2017 fehlen durfte und darf.

Überhaupt: Schöne und stimmige Top 10! Und insgesamt, wie ich finde, sehr vielfältige und würdige Top 40, mit denen wir dieses schöne Musikjahr zwar sauspät, aber nunmehr ruhigen Gewissens für uns abschließen können.

UND, ähem, DAS SIND SIE NUN – DIE TOP 40 von HIT THE BASSLINE 2017:

Platz / Interpret / Titel / Punkte (Michael, Stefan, Johannes)

1. FLUT – Linz bei Nacht: 183 (81, 77, 25)

2. Mavi Phoenix – Aventura: 155 (96, 59, -)

3. Ibeyi – Away Away: 147 (20, 69, 58)

4. Kendrick Lamar – DNA.: 124 (82, -, 42)

5. Ghostpoet – Freakshow: 124 (37, 87, -)

6. Slowdive – Sugar for the Pill: 123 (70, -, 53)

7. MGMT – Little Dark Age: 119 (66, 53, -)

8. Cigarettes After Sex – Each Time You Fall In Love: 118 (80, 38, -)

9. Slowdive – Slomo: 114 (-, 96, 18)

10. Grizzly Bear – Wasted Acres: 109 (46, 63, -)

11. Sophia Kennedy – Something Is Coming My Way: 100 (100, -, -)
LCD Soundsystem – How Do You Sleep?: 100 (-, 100, -)
Godspeed You! Black Emperor – Anthem for No State: 100 (-, -, 100)
14. Dan Croll – Away From Today: 99 (48, 51, -)
Goat Girl – Scum: 99 (99, -, -)
P.O.S. – Faded: 99 (-, 99, -)
Slowdive – Don’t Know Why: 99 (-, -, 99)
18. Cosmo Sheldrake – Come Along: 98 (98, -, -)
Portugal. The Man – Feel It Still: 98 (-, 98, -)
Blanck Mass – Please: 98 (-, -, 98)
21. Goat Girl – Cracker Drool: 97 (97, -, -)
The xx – Dangerous: 97 (-, 97, -)
Idles – 1049 Gotho: 97 (-, -, 97)
24. Ulver – Rolling Stone: 96 (-, -, 96
25. MOLLY – Glimpse: 95 (95, -, -)
Trails and Ways – Happiness: 95 (-, 95, -)
Forest Swords – Panic: 95 (-, -, 95)
28. FLUT – Sterne: 94 (94, -, -)
Spoon – Hot Thoughts (David Andrew Sitek Remix): 94 (-, 94, -)
Paul Plut – Grat:
94 (-, -, 94)
31. Cigarettes After Sex – Apocalypse: 93 (93, -, -)
The xx – Replica: 93 (-, 93, -)
Amenra – A Solitary Reign: 93 (-, -, 93)
34. Benjamin Clementine – God Save the Jungle: 92 (92, -, -)
Noel Gallagher’s High Flying Birds – Dead In the Water (live): 92 (-, 92, -)
Cristobal and the Sea – Goat Flokk: 92 (-, -, 92)
37. Charlotte Gainsbourg – Deadly Valentine: 91 (16, 75, -)
Ariel Pink – Bubblegum Dreams: 91 (91, -, -)
Hundred Waters – Blanket Me: 91 (-, 91, -)
Forest Swords – War It: 91 (-, -, 91)

Eine Playlist mit 2017er Songs, die mir gefallen haben.

Ein schöner Augusttag nimmt seinen hundsgewöhnlichen Lauf. Könnte es einen besseren Zeitpunkt geben, um sich an den PC zu hocken und eine 100 Einträge umfassende Liste aus 2017 erschienenen Songs in absteigender empfundener Qualität zusammenzustellen? Die Antwort auf diese auffallend spezifische Frage: vielleicht. So oder so habe ich genau das vorhin gemacht. Weil mir halt einfach danach war, bestimmt nicht, um zu teaminternen Jahrescharts beizutragen. Das wäre jetzt doch total unangebracht und unverlangt weil viel zu spät und sowieso.

Weitere Ausführungen zu diesem Unterfangen finden sich unter der Liste, zuerst geht’s aber ans Eingemachte:

JAHRESCHARTS 2017 – JOHANNES SCHNEIDER

  1. Godspeed You! Black Emperor – Anthem for No State
  2. Slowdive – Don’t Know Why
  3. Blanck Mass – Please
  4. Idles – 1049 Gotho
  5. Ulver – Rolling Stone
  6. Forest Swords – Panic
  7. Paul Plut – Grat
  8. Amenra – A Solitary Reign
  9. Cristobal and the Sea – Goat Flokk
  10. Forest Swords – War It
  11. Amnesia Scanner – AS Truth
  12. Idles – Benzocaine
  13. Arca – Desafío
  14. Actress – Blue Window
  15. Fleet Foxes – Cassius, –
  16. Hällas – Repentance
  17. Xiu Xiu – Wondering
  18. (Dolch) – Siren
  19. Forest Swords – Exalter
  20. Propagandhi – Lower Order (A Good Laugh)
  21. Blanck Mass – Silent Treatment
  22. Converge – Under Duress
  23. And So I Watch You From Afar – All I Need Is Space
  24. Saagara – Daydream
  25. Clams Casino – Kali Yuga
  26. Paul Plut – Klatsch
  27. Ulver – Transverberation
  28. Vince Staples – Crabs in a Bucket (Feat. Bon Iver & Kilo Kish)
  29. Protomartyr – My Children
  30. Mount Eerie – Real Death
  31. Broken Social Scene – Vanity Pail Kids
  32. Fever Ray – Red Trails
  33. Cristobal and the Sea – Smadness
  34. Whoredom Rife – Beyond the Skies of God
  35. Amenra – Children of the Eye
  36. James Holden & The Animal Spirits – Pass Through the Fire
  37. Converge – I Can Tell You About Pain
  38. Vince Staples – BagBak
  39. Fleet Foxes – If You Need to, Keep Time on Me
  40. Broken Social Scene – Protest Song
  41. And So I Watch You From Afar – Mullally
  42. Rødhåd – Target Line (feat. Vril)
  43. Ibeyi – Away Away
  44. Exquirla – El grito del padre
  45. Idles – White Privilege
  46. Godspeed You! Black Emperor – Bosses Hang
  47. Hammock – I Would Give My Breath Away
  48. Slowdive – Sugar for the Pill
  49. Hällas – The Golden City of Semyra
  50. Zugezogen Maskulin – Was für eine Zeit
  51. Acress – X22RME
  52. Grave Pleasures – Mind Intruder
  53. James Holden & The Animal Spirits – Thunder Moon Gathering
  54. Ninos Du Brasil – Condenado por un Idioma Desconhecido
  55. Blanck Mass – The Rat
  56. Laurel Halo – Jelly
  57. Full of Hell – Trumpeting Extasy
  58. Japandroids – In a Body Like a Grave
  59. Kendrick Lamar – DNA.
  60. Forest Swords – Raw Language
  61. Jlin – Never Created, Never Destroyed
  62. Oh Sees – Nite Expo
  63. Kirin J. Callinan – S. A. D.
  64. Kairon; IRSE! – Llullaillaco
  65. James Holden & The Animal Spirits – Each Moment Like the First
  66. Laurel Halo – Do U Ever Happen
  67. Yves Tumor – Limerence
  68. King Gizzard and the Lizard Wizard – Rattlesnake
  69. Propagandhi – Adventures in Zoochosis
  70. Cristobal and the Sea – Uma Voz
  71. Protomartyr – The Chuckler
  72. Von Seiten der Gemeinde – Schnåps
  73. Restless Leg Syndrome – Rooted
  74. Idles – Mother
  75. Protomartyr – Here Is the Thing
  76. FLUT – Linz bei Nacht
  77. Yaeji – Drink I’m Sippin On
  78. Ulver – So Falls the World
  79. Paul Plut – Lärche
  80. Hällas – Star Rider
  81. Vince Staples – Party People
  82. Von Seiten der Gemeinde – Provincetown Girl
  83. Slowdive – Slomo
  84. The National – The System Only Dreams in Total Darkness
  85. Wolves in the Throne Room – Born From the Serpent’s Eye
  86. Yaeji – Raingurl
  87. Carbon Based Lifeforms – Accede
  88. Zugezogen Maskulin – Teenage Werwolf
  89. Fever Ray – Plunge
  90. Casper – Keine Angst (feat. Drangsal)
  91. Queens of the Stone Age – The Way You Used to Do
  92. Témé Tan – Ça Va Pas La Tête?
  93. Restless Leg Syndrome – Trippin‘
  94. Zugezogen Maskulin – Der müde Tod
  95. Ninos Du Brasil – A Magia do Rei II
  96. Ride – All I Want
  97. Yung Hurn – Ok Cool
  98. Slowdive – No Longer Making Time
  99. Yaeji – Noonside
  100. Morrissey – I Spent the Day in Bed

 

Auch ich als in letzter Zeit leider sehr schreibfaul gewordener Mensch (legitime Ausreden dafür gibt es tatsächlich, müssen an dieser Stelle aber nicht breitgetreten werden) komme um einige Fußnoten zu dieser Auswahl nicht herum.

Man sieht den Charts meine Alben des Jahres deutlich an. Ich könnte Seiten damit füllen, im Bezug auf den Output von Idles, Forest Swords und Slowdive Superlative und überschwängliche Zuneigungsbekundungen aneinanderzureihen, sind deren Scheiben doch so oft in meinem Player rotiert wie lange nichts mehr. Am liebsten hätte ich aus diesen Alben 90% der Tracks in die Liste geklatscht, aber das wäre ja auch irgendwo fad.

Im Grunde genommen trifft auch für letztes Jahr wieder zu, was ich damals zum vorletzten Jahr schon so ähnlich beschrieben hatte: Da ich privat fast ausschließlich ganze Alben höre mache ich mir relativ wenig Gedanken darüber, welche meiner liebsten Tracks auch für sich alleine ihre volle Wirkung entfalten und welche davon „nur“ ein schönes Puzzleteil sind, das erst eingebettet im Gesamtmotiv seinen vorhergesehenen Zweck erfüllt. Von daher ist das Erstellen solch einer Liste jedes Mal ein spannendes Unterfangen, und erneut fehlen einige meiner liebsten Interpreten des Jahres, weil sie halt keine Hits schreiben.

Zum Beispiel waren Eluviums „Shuffle Drones“ eine extrem interessante Erfahrung. 23 kurze, perfekt ineinander übergehende Drone-Stücke, für die unendliche Zufallswiedergabe konzipiert. Die Songtitel aneinandergefügt sind gleichzeitig quasi die Gebrauchsanleitung:
„Simply put, the suggested manner of listening to this work is to isolate the collection and to randomize the play pattern on infinite repeat — thus creating a shuffling drone orchestration. The intent is to create a body of work specifically designed for and in disruption of modern listening habits and to suggest something peaceful, complex, unique, and ever-changing. Thank You.”
Aber so etwas hat halt in einer Liste der besten Songs keinen Platz.

Ein anderes Highlight – und neben Slowdive mein persönliches Comeback des Jahrzehnts – hat Kompakt-Labelchef Wolfgang Voigt mit seinem Hauptprojekt Gas abgeliefert. „Narkopop“ ist erneut die monolithische Mischung aus Naturaufnahmen, Samples klassischer Musik und stoisch pulsierenden (Ambient) Techno-Strukturen geworden, die schon vor der Jahrtausendwende so perfekt funktionierte. Auch die Schweizer von Schammasch weigern sich, verdauliche und wohlportionierte Songhäppchen zu basteln, haben dafür aber meine EP des Jahres aufgenommen und zeigen auf „The Maldoror Chants: Hermaphrodite“ in einem fließend ineinander übergehenden Soundkontinuum, wie Black Metal, ritueller Tribal Ambient und alle dazwischen liegenden Mischformen und Spielarten 2017 zu klingen haben. Der anscheinend im Internet und Meme-Universum wohnende Neil Cicierega hat im vergangenen Jahr die Messlatte in Sachen Mash-Ups neu adjustiert. Sorry Girl Talk. Aber irgendwie hätte es sich falsch angefühlt, diesen Bastardisierungen des Musikgeschehens Rangplätze auf der Liste zu vergeben. Andere Highlights aus 2017, die sich dem Song-Format entzogen, waren der sphärische Ambient Techno, den Vril mit „Anima Mundi“ auf 2 ausufernde, nicht näher betitelte Tape-Hälften gebannt hat, sowie die tieftraurige akustische Begräbnisprozession, welche das 80-Minuten-Monstrum „Mirror Reaper“ von Bell Witch darstellt.

Umgekehrt haben es auch einige Singles auf die Liste geschafft, deren Alben entweder nicht zünden konnten oder ich nicht einmal kenne, weil ich ja trotzdem hin und wieder bei musikbegeisterten Freunden unterkomme oder hin und wieder auch Radio höre(n muss), primär die „großen“ Indie-Sender des deutschsprachigen Raums, und dort halt doch nicht ausschließlich Blödsinn läuft. Von dem her vielen Dank an die liebe öffentlich-rechtliche Rundfunklandschaft.

Das war ja eigentlich ein kurzweiliges Verfangen. Vielleicht wiederhole ich das nächstes Jahr wieder, vielleicht sogar einige Monate früher. Einfach so. Vielleicht.

Erster unter den Letzten. Meine heillos späten Jahrescharts 2017 – Michael Domanig (mit Playlist)

ERSTER!
Das wollte ich an dieser Stelle eigentlich, wie beim Wettrennen in Kinderzeiten, hämisch ausrufen. Denn wundersamerweise ist es mir diesmal gelungen, die Jahrescharts früher in trockene Tücher zu bringen als meine geschätzten Blog-Mitautoren.

Doch dann fiel mein Blick auf die Datumsanzeige im rechten Eck meines Notebooks: Um Himmels willen, 21. Juli 2018!
Und wir reden hier ja nicht etwa von den Halbjahrescharts 2018 – für die wir ebenfalls schon reichlich spät dran wären -, sondern von den Jahrescharts 2017 …

„Die spätesten Jahrescharts der Welt“: Das ist hier aufm Blog schon fast so etwas wie ein Claim – und ja, es ist ein verdammt schlechter Claim, den man heuer noch dazu mit dem Untertitel „Noch nie waren sie so spät wie jetzt“ versehen müsste. Denn tatsächlich haben wir einen neuen Negativrekord aufgestellt.

Doch bevor ich mich in selbstmitleidigen (wenn auch auf Tatsachen basierenden) Ausschweifungen darüber ergehe, dass ich „einfach viel zu selten zum Musikhören komme und wenn dann nur unter Zeitdruck und das geht ja schon mal gar nicht und sowieso und überhaupt“, führe ich lieber ein paar gute Gründe an, warum es heuer noch länger gedauert hat als in den Jahren zuvor. Denn die gibt es!

Zum einen war es diesmal wirklich ein besonders langwieriger und zäher Ausleseprozess, bis am Ende wieder 100 Lieder im „Fixstarter“-Töpfchen und gut 500 andere im „Leider nein“-Kröpfchen gelandet sind. Denn auch wenn Pauschalurteile über die unendlichen Weiten des Pop (ein Begriff, dessen Definition letztlich in seiner Undefinierbarkeit liegt) unzulässig sind, habe ich zumindest für den kleinen Ausschnitt der aktuellen alternativen Popkultur, mit dem ich mich auseinandersetze, folgenden Eindruck gewonnen:

Vieles ist sehr gut, sehr vieles gut, noch viel mehr zumindest toll produziert, Kulturpessimismus völlig fehl am Platz. Absolute Standout-Tracks – im Sinne von modernen Instant-Klassikern – waren in diesem Jahrgang aber eher rar gesät. Während ich somit für die Chartsplätze von ca. 30 bis 80 diesmal locker 100 oder 150 Anwärter gehabt hätte (deutlich mehr als in früheren Jahren), hab ich mich bei den Top 20 so schwer getan wie nie.

Der zweite triftige Grund für die Verspätung der Verspätung der Verspätung war unser Besuch beim Primavera-Festival in Barcelona Ende Mai bis Anfang Juni diesen Jahres (und ja, irgendwann kommen meine Berichte von den restlichen Festivaltagen auch noch, großes Indianerehrenwort – allerspätestens 2023!).

Denn wie jedes Jahr spielte bei diesem betörenden Monster von einem Festival ein erklecklicher Teil meiner potentiellen Jahrescharts-BewerberInnen auf – und die Livekonzerte boten eine letzte willkommene Entscheidungshilfe. Das galt naturgemäß besonders für Wackelkandidaten: Während etwa die Pseudohipster von Starcrawler und leider auch der sympathische Rostam nach unterirdischen Livedarbietungen endgültig aus dem Jahrescharts-Kader flogen, schafften es z. B. die wunderbaren Damen von Ibeyi noch hinein, ebenso Cari Cari mit ihrem reduzierten, The-Kills-artigen Sound, den ich bizarrerweise erst in Barcelona bewusst wahrgenommen habe – obwohl es sich hier um eine österreichische Band handelt …

Doch auch in deutlich luftigeren Chartshöhen gab es durch das Primavera noch entscheidende Veränderungen: So musste ich Cigarettes After Sex nach einem sound- und stimmungstechnisch schwer enttäuschenden, letztlich fürchterlich faden Konzert trotz ihrer traumhaften Songs fast zwangsläufig noch ein paar Plätze hinabstufen (was ihnen herzlich wurscht sein wird). Umgekehrt sind z. B. Slowdive, die Sparks oder Charlotte Gainsbourg nach magischen, elektrisierenden Auftritten noch ein paar Sprossen die Chartsleiter hinaufgewandert. Entscheidend is aufm Platz!

Davon abgesehen nur noch ein paar allgemeine Aspekte, die mir beim Wühlen durch die zahllosen Schichten und Verwerfungen des Pop-Jahrgangs 2017 aufgefallen sind:

Frauen geben den Ton an. Die kreativste, originellste, zwingendste und dringlichste Musik kam 2017 erneut sehr, sehr oft von Künstlerinnen unterschiedlichster geographischer und stilistischer Herkunft. Darunter waren (ein Blick auf die Top5 reicht) zahlreiche mir bisher unbekannte Namen wie die deutsch-amerikanische Alleskönnerin Sophia Kennedy, die kompromisslosen englischen Country-Punks von Goat Girl, Österreichs höchsteigene Autotune-Queen Mavi Phoenix oder etwa Noga Erez aus Israel, Mo Kenney aus Kanada, Kelly Lee Owens aus Wales oder Susanne Sundfør aus Norwegen.

Aber auch international schon lange etablierte Künstlerinnen wie z. B. die US-Amerikanerinnen Aimee Mann, Amanda Palmer oder Alela Diane sorgten verlässlich für großartige neue Musik. Und dabei haben die allerorts gefeierten Songs von Jahresregentinnen wie Lorde oder St. Vincent bei mir gar nicht den Weg in die Charts gefunden …

Durchgehend überzeugende Alben waren selten. Über die volle Albumlänge hinweg die Spannung aufrechtzuerhalten, ist für Musiker sicher von jeher wahnsinnig schwierig (zumal die Aufmerksamkeitsspanne des durchschnittlichen Hörers durch die Viele-viele-bunte-Smarties-Welt von YouTube und Spotify nicht eben zugenommen haben dürfte). 2017 ist dieses Kunststück aus meiner Sicht u. a. der schon erwähnten Sophia Kennedy, Stephin Merritts nicht minder genialen Magnetic Fields (sogar über fünf Alben hinweg!), den begnadeten Jammerern von Flotation Toy Warning, Ariel Pink oder den Mountain Goats sehr gut gelungen.

Bei vielen anderen, an sich tollen Künstlern und Bands haben sich auf Albumlänge hingegen doch oft erhebliche Längen eingeschlichen. Mir persönlich ist es 2017 etwa mit Feist, den Fleet Foxes, alt-J oder sogar den von mir hochgeschätzten Grizzly Bear (deren jüngstes Album natürlich trotzdem viel Qualität hat) so ergangen. Wobei: War das jemals grundlegend anders? Waren die meisten Alben nicht immer schon zu lang? Und sind Singles/Einzelsongs nicht das wahre Medium des Pop, heute mehr denn je?

Hip-Hop ist 2017 eher an mir vorbeigegangen. Ausgerechnet in jenem Jahr, in dem Hip-Hop in den US-Charts erstmals Rock als meistgehörtes Genre abgelöst hat (als einflussreichste Jugendkultur hat er das ohnehin schon lange getan), konnte mich nur relativ wenig aus dieser Ecke des Universums wirklich überzeugen. Ob Vince Staples, Cardi B oder z. B. auch die jüngste Run The Jewels: Klingt alles fett, hat fast immer einen eindrucksvollen (oder etwa im Fall von Yung Hurns Cloud-Rap zumindest ungewöhnlichen) Flow – doch die wirklich zwingenden Samples, Beats, Hooks und Refrains, die Hip-Hop für mich spannend machen, konnte ich nur selten entdecken. Aber vermutlich habe ich die richtigen Pretiosen einfach nur überhört: Ich hoffe, die Kollegen Steff und Johannes können da in ihren Jahrescharts aushelfen!

Aus Österreich kam auch 2017 viel großartige Musik – abseits von Wanda und Bilderbuch. Ultramoderne R&B/Hip-Hop/Urban-Klänge von Mavi Phoenix, Dreampop und Surfrock von Crush oder DIVES, cleverer Mundart-Rap von Kreiml & Samurai oder die NDW-Wiedergänger FLUT, die mit ihren zackigen Synthie-Ohrwürmern in den 80ern womöglich ganz groß herausgekommen wären: Die Bandbreite spannender zeitgenössischer Musik aus Österreich ist und bleibt erfreulich groß. Dass Wanda mittlerweile nur noch auf Ö3 laufen und plötzlich auch meinen Bürokollegen ein Begriff sind oder Bilderbuch auch schon mal spannender geklungen haben, ist da leicht zu verschmerzen.

Und was mich – jenseits jedes kleinkarierten Lokalpatriotismus – besonders freut: Auch zwei  höchst gegensätzliche Tiroler Bands bereichern diesmal die Jahrescharts: MOLLY gleich zweimal mit ihrem süchtig machenden, meisterlich arrangierten Shoegaze, und Von Seiten der Gemeinde mit feinen Samples aus den tiefsten Tiefen der Lokalberichterstattung.

So, bevor es nun endlich ans Eingemachte in Form der Rangliste geht, noch ein kleines Geständnis: Ein, zwei Mal habe ich beim Datum der Songs wieder geschwindelt – diesmal sogar bei der Nummer zwei der Charts. Schließlich ist Goat Girls bitterböser Zweiminüter „Scum“ schon 2016 als Single erschienen. Aber ihn damals schon vor die Lauscher zu bekommen, war für mich schlicht unmöglich. Und vor allem passt diese zornige Abrechnung mit Renationalisierung, Abschottung, Brexit, allgemeiner Engstirnigkeit und aggressiver Dummheit leider nur allzu gut ins Jahr 2017. Oder auch 2018.

How can an entire country be so fucking thick? Hold tight to your pale ales / Bite off your nationalist nails / We’re coming for you, please do fear / You scum aren’t welcome here …

Und: Im Grunde ist es ja völlig zweitrangig, wann genau ein bestimmter Song oder Track nun erschienen ist, solange er nur etwas in uns auslöst. In diesem Sinne ist es, so glaube ich, doch wieder eine hörenswerte Songsammlung geworden. Jetzt bleibt mir nur noch zu hoffen, dass sich viele von euch die Spotify-Playlist (ganz unten zu finden!) oder zumindest Ausschnitte davon anhören und ein paar schöne Entdeckungen machen werden. Über Feedback freue ich mich wie immer sehr!

 

JAHRESCHARTS 2017 – MICHAEL DOMANIG

    1. Sophia Kennedy – Something Is Coming My Way
    2. Goat Girl – Scum
    3. Cosmo Sheldrake – Come Along
    4. Goat Girl – Cracker Drool
    5. Mavi Phoenix – Aventura
    6. MOLLY – Glimpse
    7. FLUT – Sterne
    8. Cigarettes After Sex – Apocalypse
    9. Benjamin Clementine – God Save the Jungle
    10. Ariel Pink – Bubblegum Dreams
    11. The Sadies – The Elements Song
    12. The Magnetic Fields – ’75: My Mama Ain’t
    13. Sophia Kennedy – William by the Windowsill
    14. Das Lunsentrio – Das letzte Edelweiß
    15. Benjamin Clementine – Jupiter
    16. The New Pornographers – High Ticket Attractions
    17. The Magnetic Fields – ’69: Judy Garland
    18. Jordan Klassen – Dominika
    19. Kendrick Lamar – DNA.
    20. FLUT – Linz bei Nacht
    21. Cigarettes After Sex – Each Time You Fall In Love
    22. Robert Plant – Carry Fire
    23. Adrian Crowley – Unhappy Seamstress
    24. Ariel Pink – Dedicated to Bobby Jameson
    25. Aimee Mann – Goose Snow Cone
    26. Belle & Sebastian – We Were Beautiful
    27. The Magnetic Fields: ’92: Weird Diseases
    28. Crush – Please Me
    29. Kodak Black – Tunnel Vision
    30. Kane Strang – My Smile Is Extinct
    31. Slowdive – Sugar for the Pill
    32. Declan McKenna – Humongous
    33. Superorganism – Something For Your M.I.N.D.
    34. King Gizzard & The Lizard Wizard – Crumbling Castle
    35. MGMT – Little Dark Age
    36. Matias Aguayo & The Desdemonas – Nervous
    37. LeVent – Rabbits
    38. Noga Erez – Off the Radar
    39. alt-J – Pleader
    40. Morissey – Spent The Day in Bed
    41. Sparks – Missionary Position
    42. Mo Kenney – Unglued
    43. Nick Garrie – The Moon and the Village
    44. The Flaming Lips – There Should Be Unicorns
    45. LOT – Was für ein Life
    46. Alela Diane – Émigré
    47. The Magnetic Fields: ’73: It Could Have Been Paradise
    48. Mark Lanegan – Emperor
    49. Flotation Toy Warning – The Moongoose Analogue
    50. Amanda Palmer & Edward Ka-Spel – The Clock at the Back of the Cage
    51. Susanne Sundfør – The Sound of War
    52. The Mountain Goats – Rain in Soho
    53. Dan Croll – Away From Today
    54. John Maus – Touchdown
    55. Grizzly Bear – Wasted Acres
    56. L’Impératrice – Erreur 404
    57. Lali Puna – The Bucket
    58. The Mountain Goats – We Do It Different on the West Coast
    59. Sophia Kennedy – A Bug on a Rug in a Building
    60. Liars – No Tree No Branch
    61. Von Wegen Lisbeth – Wenn du tanzt
    62. Ariel Pink – Dreamdate Narcissist
    63. The Sadies – Another Season Again
    64. Ghostpoet – Freakshow
    65. Das Lunsentrio – Im Goldenen Hahn (Bumm Bumm Bumm Bumm / Bamm Bamm Bamm Bamm)
    66. John Maus – Teenage Witch
    67. Flotation Toy Warning – King of Foxgloves
    68. Kelly Lee Owens – Throwing Lines
    69. LCD Soundsystem – call the Police
    70. Grizzly Bear – Mourning Sound
    71. MOLLY – Time and Space
    72. DIVES – Shrimp
    73. The New Pornographers – Whiteout Conditions
    74. Las Robertas – Sun Haze
    75. Die Buben im Pelz feat. Voodoo Jürgens – Geisterstadt der lebenden Toten
    76. Toothless feat. The Staves – The Sirens
    77. Tamikrest – Wainan Adobat
    78. First Breath After Coma – Salty Eyes
    79. King Gizzard & The Lizard Wizard – Rattlesnake
    80. Fionn Regan – Babushka-Yai Ya
    81. Ibeyi – Away Away
    82. The National – The System Only Sleeps in Total Darkness
    83. Fleet Foxes – If You Need To, Keep Time On Me
    84. Kreiml & Samurai feat. Monobrother – Wiener
    85. Charlotte Gainsbourg – Deadly Valentine
    86. Wand – Bee Karma
    87. All Them Witches – Bulls
    88. Dead Cross – Seizure and Desist
    89. The Magnetic Fields – ’67: Come Back as a Cockroach
    90. Kelly Lee Owens feat. Jenny Hval – Anxi.
    91. The Molochs – Charlie’s Lips
    92. Cari Cari – Nothing’s Older Than Yesterday
    93. Temples – Oh the Saviour
    94. Thunder Jackson – Guilty Party
    95. Jim White – Long Long Day
    96. Témé Tan – Ça Va Pas La Tête?
    97. Django Django – Tic Tac Toe
    98. IDLES – Mother
    99. Waxahatchee – Never Been Wrong
    100. Von Seiten der Gemeinde – Graukas drau

Und das sind sie: Die HIT-THE-BASSLINE Top 40 2016

Platz / Interpret / Titel / Punkte (Johannes, Mischa, Stefan)

1 David Bowie – Lazarus 188 (89,-,99)

2 Goat – Goatfuzz 186 (99,87,-)

3 Voodoo Jürgens – Heite grob ma Tote aus 177 (-,92,85)

4 DJ Shadow feat. Run the Jewels – Nobody Speak 152 (95,-,57)

5 Xiu Xiu – Falling 146 (90,56,-)

6 Teleman – Düsseldorf 146 (60,86,-)

7 Aesop Rock – Kirby 146 (73,73,-)

8 Regina Spektor – Small Bill$ 125 (-,58,67)

9 Goat – Union of Mind and Soul 117 (94,-,23)

10 Julianna Barwick – Same 117 (70,47,-)

11 A Tribe Called Quest – We The People 107 (-,93,14)

12 Preoccupations – Degraded 105 (53,52,-)

13 Bankz & Steelz feat. Florence Welch – Wild Season 103 (-,44,59)

14 King Gizzard and the Lizard Wizard – People-Vultures 101 (61,40,-)

15 Swans – The Glowing Man 100 (45,55,-)

16 clipping. – Wriggle 100 (100,-,-)
The Divine Comedy – Catherine The Great 100 (-,100,-)
Chairlift – Ch-Ching 100 (-,-,100)
19 Of Montreal – Let‘s Relate 99 (-,99,-)
20 Crystal Castles – Kept 98 (98,-,-)
OY – Space Diaspora 98 (-,98,-)
Christine and the Queens – iT 98 (-,-,98)
23 Oranssi Pazuzu – Havuluu 97 (97,-,-)
Agnes Obel – Familiar 97 (-,97,-)
Prince Rama – Bahia 97 (-,-,97)
26 Pleasure Model – Pill Towers 96 (96,-,-)
PJ Harvey – Near The Memorials To Vietnam And Lincoln 96 (-,96,-)
Beaty Heart – Death Metal 96 (-,-,96)
29 Deep Throat Choir – Be OK 95 (95,-,-)
Bob Moses „Tearing me up“ (A-Trak Remix) 95 (-,-,95)
31 Sleaford Mods – I Can Tell 94 (-,94,-)
Miike Snow – Genghis Khan 94 (-,-,94)
33 Danny Brown – Ain’t It Funny 93 (93,-,-)
Young Thug & Travis Scott feat. Quavo – Pick up the Phone 93 (-,-,93)
35 The Avalanches – Because I’m Me 92 (92,-,-)
James Blake – Modern Soul 92 (-,-,92)
37 Aesop Rock – Blood Sandwich 91 (91,-,-)
Prince Rama – Fake Til You Feel 91 (-,91,-)
The Avalanches feat. Father John Misty & David Berman – Saturday Night inside out 91 (-,-,91)