Archiv für den Monat: November 2013

Pfeif drauf! 16 essenzielle Whistle-Songs

Ich steh aufs Pfeifen. Wahrscheinlich, weil es das einzige Instrument ist, dass ich beherrsche, zumindest in Grundzügen. Und ich möchte jetzt nicht hören: Pfeifen kann doch jeder. Denn das ist definitiv nicht der Fall. Meine liebe Mama ist beispielsweise trotz größter Anstrengungen und vorbildlich gespitzter Lippen nicht dazu in der Lage, ihrem Mund mehr als ein kaum hörbares „Rüüür-rüüür-rüüür“ zu entlocken, das man auch in der gnädigsten Definition nicht als Pfeifen durchgehen lassen kann.

Nein, Pfeifen ist, wie schon Loriot wusste, eine hohe Kunst. Und auch aus der Populärkultur ist es einfach nicht wegzudenken! Wer das nicht glaubt, der höre sich die folgende Liste mit 16 Kapazundern des gepfiffenen Liedes an.

Kleine Anmerkung: Weil es im Internet natürlich alles schon gibt (natürlich auch Charts mit den besten „Whistling Songs“, die ich klarerweise auch geplündert habe), habe ich für die folgende Liste strenge Kriterien angelegt: Das Pfeifen muss ein integraler Bestandteil des Songs sein. Lieder wie „Tighten Up“ von den Black Keys oder Becks genialer Hip-Hop-meets-Country-Schunkler „Sissyneck“, die jeweils nur von einem kurzen (zugegeben höchst beeindruckenden) Pfeifen eingeleitet werden, bieten hier fast zu wenig.

Doch nun, without further ado (wie der Engländer sagt), meine 16 essenziellen Pfeiflieder:

16. Alexander feat. RZA – Truth:

Dieser kleine, hierzulande vor allem von FM4 bekannt gemachte Hit von Alex Ebert aus L.A. lebt in erster Linie von der gepfiffenen Hookline. Dass Wu-Tang-Mann RZA eine Rapstrophe beisteuert, schadet auch nicht. Aber das Pfeifen macht’s! (Übrigens: Herrn Ebert könnte man auch als Frontmann von Edward Sharpe and the Magnetic Zeros kennen – die in dieser Liste auch noch auftauchen.)

Weiterlesen

Saubartl mit Dackelblick

Konzertbericht: Adam Green, Weekender Club Innsbruck, 13. November 2013

In einer globalisierten Musikwelt können die seltsamsten Sachen passieren. Zum Beispiel, dass ein skurriler Songwriter aus New York, der es in seiner Heimat nie wirklich über den Status eines Insider-Tipps hinausgebracht hat, im Herzen von Tirol wie ein Superstar gefeiert wird. Und womit? Mit Recht.

Denn Adam Green, das wurde im restlos ausverkauften Weekender Club rasch deutlich, ist tatsächlich ein begnadeter Entertainer. Mit seiner wunderbar sonoren, fast schon klassischen Crooner-Stimme (die bei einem Hänfling wie ihm umso erstaunlicher wirkt) und seinem sympathisch-verpeilten Auftreten hatte er das – nicht nur für Tiroler Verhältnisse – sehr enthusiastische und feierwillige Publikum von der ersten Minute an in der Hand.

IMG_2980

Dass Mr. Green tatsächlich über beachtliche Starpower verfügt (zumindest bei uns in Europa), beweisen folgende rhetorische Fragen:

– Wie könnte er es sich sonst erlauben, mit einem geschmackfreien weißen Rüschenhemd, purpurner Jacke und Alpini-Schlapphut ungelenk über die Bühne zu tanzen wie ein „beschwipster Elf“ (um Christiane Fasching von der Tiroler Tageszeitung zu zitieren)?

– Wie könnte es ihm sonst gelingen, bei einem reinen Akustikkonzert (Green wurde lediglich vom italienischen Gitarristen Francesco Mandelli begleitet) derart ausgelassen dem Stagediving zu frönen – und das gleich mehrfach?

Weiterlesen

Wean, du bist a junge Frau

Album-Rezension: WIEN MUSIK 2013 (Diverse)

Manche Dinge ergänzen sich einfach perfekt. Vor wenigen Wochen ist mit dem formidablen und formschön gestalteten Kompendium „WIENPOP“  eine längst fällige Oral History über die Entwicklung der Wiener Musikszene(n) seit den 1950er Jahren erschienen (Rezension folgt, sobald ich durch bin). Doch während der reich bebilderte Prachtband die historische Komponente in vier Kapiteln abdeckt (vom Aufkommen des Rock ‘n‘ Roll in den 50ern und 60ern über die Kritische Liedermacherszene der 70er und die aufregende Wiener Punk- und New Wave-Szene bis hin zum Hip-Hop- und Elektronik-Boom der 90er), hat man das aktuelle Wiener Popmusikleben ausgespart. Bewusst, wie die Autoren schreiben, da es für eine objektive Beurteilung eben einen gewissen zeitlichen Abstand brauche.

Trotzdem handelt es sich hier um eine Lücke – die allerdings von den WIEN MUSIK-Samplern auf wunderbare Weise geschlossen wird. Der bereits vierte Teil dieser Serie mit aktueller Musik aus (und häufig auch über) Wien ist im Sommer erschienen, gerade rechtzeitig zum Wiener Popfest.

WIEN MUSIK 2013, kundig zusammengestellt vom Musiklabel monkey., zeigt mit der tollen Schauspielerin Birgit Minichmayr erstmals eine Frau auf dem Cover (Foto: Manfred Klimek). Die drei bisherigen Covermodels waren Franz Schuh, Dominic Heinzl (sic!) und David Schalko gewesen. Vor allem aber zeigt der Sampler (einmal mehr), dass in der österreichischen Hauptstadt derzeit, fernab größerer Hypes, ziemlich viel passiert. Das moderne Wienerlied (= Wiener Lied) klingt vielfältiger denn je, ganz wie es einer bunten, rasch wachsenden Metropole gebührt.

wien musik 2013 cover_gr

Ja, die stilistische Bandbreite ist gewaltig: vom kryptisch-düsteren Auftakt mit Julian & der Fux („Wie geht es?“) bis hin zu Filou mit ihrem schlicht und einfach „Wien“ betitelten Songhybriden (etwas eckiger Sprechgesang in der Strophe, hymnischer Rock im Chorus: „Wien, oh, Wien – ich oder du, du oder ich?“);  von Atomique, P.Tha & Con mit ihrem Mix aus dubsteppiger Haudraufelektronik und brachialem Highspeed-Rap („Spring! Spring, bis Beton zerspringt!“) bis hin zur Sängerin und Schauspielerin Monica Reyes, die mit ihrer nervig-charmanten Aufforderung zum „Schmusen“ die Nummer eins der FM4-Charts erreichte.

Weiterlesen