Archiv für den Monat: Februar 2022

Eine Stimme, erschütternd wie ein Erdbeben

Da muss schon jemand sterben, damit es hier am Blog mal wieder ein Lebenszeichen gibt …
Mit Mark Lanegan ist ein Künstler für immer verstummt, den man nicht nur seiner Stimmlage wegen in eine Reihe mit dem gewaltigen Johnny Cash oder ähnlichen (Über-)Größen stellen kann. Von „Grabesstimme“ mag man, so passend es sein mag, bei einem so traurigen Anlass nicht mehr schreiben.
Hier ein ganz persönlicher, schnell zusammengeschusterter Mini-Abschied in Form von fünf Songs mit Lanegan-Beteiligung.

1.) Screaming Trees – All I Know
Knietief im Grunge, hebt sich durch pure Stimmgewalt und Wucht von der oft zähen zeitgenössischen Masse ab.

2.) Queens Of The Stone Age – Hanging Tree
Für mich eigentlich die erste Begegnung mit dem dunklen Stimmwunder Lanegan. Das Album („Songs for the deaf“) habe ich seinerzeit, als Zivi und danach, in Dauerrotation gehört, auch wegen dieses Songs. „Verdamp lang her“ würden BAP (nicht Mark Lanegan) dazu wohl sagen.

3.) Christine Owman – Familiar Act (feat. Mark Lanegan)
Deutlich weniger bekannt, mindestens so schön: Ein nachtschwarzes Duett mit der Schwedin Christine Owman (die ich in Innsbruck vor Jahren bei einem großartigen Konzert erleben durfte), die Lanegan und Owman wie legitime Nachfolger von Lee Hazlewood und Nancy Sinatra klingen lässt.

4.) Chelsea Wolfe and Mark Lanegan – Flatlands
Eigentlich wollte ich hier das ebenfalls berückend schöne „Who built the road“ posten, das Lanegan an der Seite von Isobell Campbell (ehemals of „Belle and Sebastian“ fame) einmal mehr im „Schöne und das Biest“-Modus zeigt. Dann bin ich aber spontan über diese Kollaboration mit Schattenkünstlerin Chelsea Wolfe gestolpert, die mindestens genauso atmosphärisch geraten ist. „It’s never coming back“ – das stimmt nachdenklich.

5.) Mark Lanegan – Emperor
Auch in meinen Jahrescharts 2017 zu finden. Lanegan wandelte in seiner stimmlichen Naturgewalt bisweilen hart am Rande zur Selbstparodie. Aber vielleicht war er gerade dann am besten. Denn mit so einer Stimme würde selbst das Telefonbuch (für Jüngere, die nicht wissen, was das ist: bitte hier nachschlagen) zum erhebenden Erlebnis. RIP!

PS: Auch wenn das jetzt irrelevant sein mag: Mark Lanegan war im Frühjahr 2020 schwer an Corona erkrankt, er lag wochenlang im Koma und hatte nur das Glück im Unglück, damals in Irland (und nicht etwa den USA mit ihrem dysfunktionalen Gesundheitssystem) gewesen zu sein. Nur wieder mal als kleiner Hinweis für alle, die in den letzten beiden Jahren eh nur einen substanzlosen Hype um eine harmlose Grippe sahen.