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Ich, einfach unverbesserlich spät.

VON STEFAN PLETZER

Meine Blog-Kollegen werden erleichtert sein. Traditionell bilden meine Jahrescharts den Abschluss des Musikjahres 2016, aber immerhin landete ich beinahe noch im gleichen Monat wie Johannes Schneider und Michael Domanig. Fast könnte man von einer Synchronität der Verspätung sprechen. Fast.

Persönliche Jahrescharts kompiliere ich seit dem Jahr – wait for it – 1993. Damals mit grüner Tinte in Collegeblöcke mit grünem Umschlag, welche in diesem Augenblick in einem Jochberger Dachboden von Katzenkacke übersät werden. Oder anders gesagt: Selbst wenn ich die gelben „Vamonos Pest“-Anzüge anziehen und mich die morsche Treppe raufwagen würde, bin ich nicht sicher, ob ich sie wiederfinden würde. Meine Rettung war das mp3-Zeitalter, denn so richtig verlegt habe ich eine Musikdatei noch nie.

Seit dem Jahr 1999 wurden meine persönlichen Lieblingslieder jedes Jahr auf Festplatte archiviert. Und genau das, meine lieben Blog-Kollegen und Mitleser, ist das wirklich Lohnenswerte an der Jahrescharts-Arbeit. Ich kann mich heute in meine Lieblingslieder von vor 18 Jahren reinhören und in meine damalige Lebensrealität -versetzen. Ein ins Teenageralter zurückreichendes Tagebuch meiner Lieblingsmusik.

1999 schritt ich synchron mit den Lounge-Beats der Thievery Corporation mit Discman durch die Straßen Salzburgs, ein Kopfhörer hing aus meinem Ohr, der andere aus dem Ohr einer zumindest namensgleichen Person aus einem Titel der heurigen Jahrescharts. 2006 kamen wildfremde Menschen in Kufstein nach einem DJ-Set zu mir und wollten wissen, welches verrückte Lied ich in einem Mashup zu Stardusts „The Music sounds better with you“ gespielt hatte („Waters of Nazareth“ von Justice). 2007 veröffentlichten LCD Soundsystem mit „All my Friends“ das Lied des Jahrzehnts und gehören genauso zu den derzeit unumstritten besten Bands der Welt wie die Interpreten anderer Jahresbesten-Lieder wie Yeasayer, Grizzly Bear, Arcade Fire oder Hot Chip.

Heute bin ich beeindruckt, dass es zwei weitere Menschen gibt, die sich der unlösbaren Aufgabe stellen, Platz 63 von Platz 64 zu unterscheiden. Im Zweifelsfall gilt: Wenn man bei einem Song lauter dreht, reiht man ihn vor. Und eine Winamp-Playlist kennt keine Ex-Aequo-Ränge.

Beim Studieren der beiden anderen Listen scheint mir, dass ich dann wohl doch der Pop-Beauftragte dieses illustren Schreibzirkels bin. Lost my edge – long ago. Rihanna, Beyoncé, Kanye West, Miike Snow (sie schrieben „Toxic“ für Britney Spears) und OneRepublic fassen andere nicht mal mit der Greifzange an. Übernehme ich doch gerne. Den Jackpot geknackt haben aber 2016 eindeutig die – mittlerweile aufgelösten – Chairlift mit „Ch-Ching“. Hellooo-oh!

1 Chairlift „Ch-Ching“

2 Davie Bowie „Lazarus“

3 Christine and the Queens „iT“

4 Prince Rama „Bahia“

5 Beaty Heart „Death Metal“
6 Bob Moses „Tearing me up“ (A-Trak Remix)

7 Miike Snow „Genghis Khan“

8 Young Thug & Travis Scott feat. Quavo „Pick up the Phone“

9 James Blake „Modern Soul“

10 The Avalanches feat. Father John Misty & David Berman „Saturday Night inside out“
11 Santigold „Banshee“
12 Rihanna feat. Drake „Work“
13 Deakin „Just am“
14 ANOHNI „Drone bomb me“
15 Mark Ronson feat. Kevin Parker „Daffodils“
16 Voodoo Jürgens „Heite grob ma Tote aus“
17 A Tribe called Quest „Enough“
18 Underworld „I exhale“
19 ANOHNI „Crisis“
20 The Stone Roses „Beautiful Thing“
21 Death in Vegas feat. Sasha Grey „Consequences of Love“
22 Junior Boys „C’mon Baby“
23 Jain „Makeba“
24 Cassius feat. Mike D & Cat Power „Action“
25 Justice „Alakazam!“
26 Kanye West „Fade“
27 Warpaint „New Song“
28 Zack de la Rocha feat. El-P „Digging for Windows“
29 Aphex Twin „CHEETAHT2 (Ld Spectrum)“
30 Metronomy „Old Skool“
31 Cassius „Hey you!“
32 Michael Kiwanuka „Cold little Heart“
33 Blood Orange „Best of you“
34 Regina Spektor „Small Bill$“
35 Yeasayer „I am Chemistry“
36 Glass Animals „Life itself“
37 OneRepublic „Kids“
38 Tiga „No Fantasy required“
39 Prince Rama „Your Life in the End“
40 Baio „Sister of Pearl“
41 Bon Iver „10 (Death Breast)“
42 Banks & Steelz feat. Florence Welch „Wild Season“
43 Voodoo Jürgens „Gitti“
44 DJ Shadow feat. Run the Jewels „Nobody speak“
45 M83 „Do it, try it“
46 Radiohead „Burn the Witch“
47 Beth Orton „Moon“
48 Michael Kiwanuka „Rule the World“
49 Childish Gambino „Me and your Mama“
50 Radiohead „The Numbers“
51 Voodoo Jürgens „Tulln“
52 Gordi „So here we are“
53 Miike Snow „The Heart of me“
54 Roosevelt „Fever“
55 ANOHNI „Marrow“
56 Todd Terje & The Olsens „Disco Circus“ (Öyvind Morken Remix)
57 Wild Beasts „Ponytail“
58 Beaty Heart „Flora“
59 Beyoncé feat. Jack White „Don’t hurt yourself“
60 Nick Cave & the bad Seeds „Jesus alone“
61 Massive Attack feat. Tricky „Take it there“
62 Preoccupations „Anxiety“
63 M83 „Go!“
64 Hamilton Leithauser + Rostam „A 1000 Times“
65 Christine and the Queens „Tilted“
66 Todd Terje & The Olsens „Baby do you wanna bump“ (Daniel Maloso Remix)
67 Gaussian Curve „The longest Road“
68 Twin Peaks „Walk to the One you love“
69 Kishi Bashi „Can’t let go Juno“
70 David Bowie „Killing a little Time“
71 Chairlift „Moth to the Flame“
72 Beth Orton „Petals“
73 Glass Animals „Pork Soda“
74 Radiohead „Identikit“
75 Prince Rama „Believe in something fun“
76 Regina Spektor „Bleeding Heart“
77 David Bowie „I can’t give everything away“
78 Goat „Union of Mind and Soul“
79 Two Door Cinema Club „Bad Decisions“
80 Prince Rama „Would you die to be adored“
81 Wild Beasts „Big Cat“
82 Tiga „Blondes have more Fun“
83 Beyoncé „Hold up“
84 Beck „Wow“
85 Gaussian Curve „Impossible Island“
86 Bat for Lashes „Joe’s Dream“
87 A Tribe called Quest „We the People“
88 Tegan & Sara „Boyfriend“
89 De la Soul feat. Roc Marciano „Property of Spitkicker.com“
90 Daughter „Doing the right Thing“
91 Solange „Cranes in the Sky“
92 Animal Collective „Lying in the Grass“
93 The Burning Hell „The Stranger“
94 Holy Fuck „Neon Dad“
95 Holy Esque „Silences“
96 Fuga Ronto „L’uomo invisibile“
97 Bicep „Just“
98 Nicolas Jaar „Three Sides of Nazareth“
99 Polica „Lose you“
100 DIIV „Under the Sun“

Die spätesten Jahrescharts der Welt – jetzt erst recht!

VON MICHAEL DOMANIG

Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Wenn das stimmt, ist dem HIT-The-Bassline-Blog die einschlägige Höchststrafe sicher. Denn musikalische Jahresbestenlisten mit größerer Verspätung als die unseren wird man nirgends finden – selbst wenn Jahrescharts-Debütant Johannes die seinen schon am 2. Juni (und damit für die Verhältnisse dieses Blogs in geradezu atemberaubendem Tempo) vorgelegt hat.

Warum man sich unsere persönlichen Top 100 und die dazugehörigen Spotify-Playlists (siehe unten) trotzdem zu Gemüte führen sollte? Weil 2016 ein ausgesprochen spannendes und facettenreiches Musikjahr war, das an den meisten Hörern ohnehin viel zu schnell vorbeigerauscht ist. Und weil gute Musik ja nicht gleich an Qualität verliert, nur weil ein paar Monate vergangen sind.

Soviel zu den alljährlichen Ausreden. Und nun zu ein paar Beobachtungen, was meine persönliche Lieblingsmusik 2016 betrifft:

Zuallererst sticht ins Ohr, dass ein Großteil der – meiner Ansicht nach – besten und relevantesten Songs auch 2016 von Musikerinnen stammten, seien es nun Solokünstlerinnen oder Bands bzw. Projekte, in denen Frauen den Ton angeben. PJ Harvey, Agnes Obel, Prince Rama: Sie würden bei mir auch die Albencharts anführen. Neue, (mir) bisher noch unbekannte Stimmen (OY, Deep Throat Choir, Goat, Tuff Love, Tacocat) wussten ebenso zu überzeugen wie erfahrene Sängerinnen (Lucinda Williams, Marianne Dissard). Und geniale, gewitzte Songschreiberinnen à la Courtney Barnett oder Regina Spektor können scheinbar ohnehin nichts falsch machen.

In Summe stammen mehr als die Hälfte meiner Top 20 von Musikerinnen oder female fronted bands. Und Namen wie Sophia Kennedy deuten schon jetzt drauf hin, dass dies auch in den Jahrescharts 2017 wieder der Fall sein könnte.

Was weiters auffällt: Diverse Nummern, die sanft an der Kitschgrenze entlangschrammen (case.lang.veirs, Bat for Lashes, Cullen Omori …), hatten bei mir diesmal ziemlich gute Chancen. Hat das mit der Weltlage zu tun? Mit der persönlichen psychologischen Großwetterlage? Ist die Suche nach einlullenden, melancholischen Melodien letztlich eine Form von Weltflucht?

Zumindest letztere Frage würde ich mit einem klaren Ja beantworten. Der sogenannte Eskapismus ist meine Meinung nach generell eines vom Wichtigsten und Wertvollsten, was Musik erreichen kann. Das hat nichts mit Realitätsverweigerung oder Nichts-ändern-wollen zu tun – aber gute Musik zeichnet sich eben vor allem dadurch aus, dass man darüber die Zeit (und die Außenwelt) vergisst. Und das ist oft verdammt viel wert.

Apropos Zeit: „Catherine The Great“ von The Divine Comedy, meine – bei den Bloglesern sicher nicht unumstrittene – Nummer eins, könnte mit ihrer klassischen Eleganz und ihren nostalgisch-schwelgerischen Harmonien gut und gerne auch in den 50er Jahren oder gar in der Prä-Rock-n-Roll-Ära entstanden sein (wäre da nicht der saukomische, skurril-postmoderne Text). Klar, das klingt natürlich alles andere als progressiv oder avantgardistisch. Aber: Kein anderes Lied hatte ich in den letzten Monaten so oft im Ohr, im Hirn und auf den Lippen wie diesen perfekten kleinen Popsong – und das zählt für mich am meisten.

Als eine etwas anders gelagerte Ausdrucksform des Eskapismus könnte man übrigens auch eine ganze Reihe von ausufernd-hypnotischen, sanft narkotischen bis unheilvoll dröhnenden Nummern nennen, die sich in den Jahrescharts ebenfalls wiederfinden (Mamiffer, Esben & The Witch, The Swans, King Gizzard, Black Mountain, Goat).

Ganz und gar nicht eskapistisch, sondern meist sehr direkt und oftmals explizit politisch kam 2016 der (US-)Hip-Hop daher, der auch in der Liste des Blog-Kollegen Johannes auffällig stark vertreten ist. Rap als soziopolitisches Sprachrohr erlebt in brisanten Zeiten wie diesen offenbar eine starke Renaissance. Musikalisch klangen dabei nicht nur die erfahrenen, experimentierfreudigen Alternative-Hip-Hopper (A Tribe Called Quest, De La Soul, Aesop Rock …) erfreulich frisch, sondern zum Teil auch der kommerzielle Mainstream-Rap (Macklemore & Ryan Lewis, Rae Sremmurd etc.).

Apropos Texte: Generell gilt zwar It’s the music, stupid!, textliche Inhalte sind im Grunde zweitrangig. Aber 2016 war auf jeden Fall ein Jahr der besonders starken Botschaften, der äußerst gewitzten bis pointierten Texte, zumindest aber der bemerkenswerten Zeilen, die im Kopf bleiben. Also habe ich in der untenstehenden Top-100-Liste bei einem Großteil der Songs markante, zitierfähige oder poetische Textzeilen angegeben (soweit mir diese zugänglich bzw. verständlich waren, Patzer oder Hörfehler nicht ausgeschlossen).

Abschließend, bevor es dann endlich ans Eingemachte geht, noch ein paar Worte zur seltsamen Aufgabe des Listenerstellens, des Songs-nach-ihrer-Güte-Reihens. Ich habe mich darüber kürzlich mit Bloggründer Dave unterhalten, der mit unverhohlener Skepsis in etwa Folgendes fragte: „Kannst du wirklich sagen, dass Platz 20 besser ist als Platz 25 – oder Platz 80? Ist das nicht total willkürlich??“

Ich wies diese ketzerischen Zweifel natürlich kategorisch zurück. Inzwischen bin ich mir aber nicht mehr ganz so sicher: Denn verglichen mit den vergangenen Jahren ist es mir diesmal wirklich deutlich schwerer gefallen, die Lieder zu reihen – sogar die Top 10. Die Plätze 2 bis 6 könnten im Grunde auch in jeder beliebigen anderen Reihenfolge angeordnet sein, auch die Nummern zwischen ca. Platz 10 und ca. Platz 30 gefallen mir diesmal alle in etwa gleich gut.

Und was können wir daraus schließen (abgesehen von einer besorgniserregenden Entscheidungsschwäche meinerseits)? Hat es zuletzt wenig Herausragendes gegeben? Oder eher doch sehr viel Gutes? Die Antwort auf diese Frage hängt vom Grad des eigenen Kulturpessimismus ab – die folgende Liste sollte aber doch sehr viele klangvolle Entscheidungshilfen bereithalten:

TOP 100 SONGS 2016 – MICHAEL DOMANIG:

1. The Divine Comedy – Catherine The Great
With her military might / She could defeat anyone that she liked / And she looked so bloody good on a horse / They couldn’t wait / For her to invade / Catherine The Great

2. Of Montreal – Let‘s Relate
Amalgam, I think that you’re great / Let’s relate!

3. OY – Space Diaspora
We’re paralleled into universe / Residents of new times

4. Agnes Obel – Familiar
Our love is a ghost that the others can’t see

5. PJ Harvey – Near The Memorials To Vietnam And Lincoln
At the refreshments stand / A boy throws out his hands / As if to feed the starlings / But really he throws nothing / It’s just to watch them jump

6. Deep Throat Choir – Be OK
Wasn’t even listening / but now your voice is all that I can hear / Wanna be surrounded by the noises and the beats that keep you near

7. Sleaford Mods – I Can Tell
I just hope, I just hope everything / Gets pulled apart and pushed

8. A Tribe Called Quest – We The People
All you black folks, you must go / All you Mexicans, you must go / And all you poor folks, you must go / Muslims and gays, boy, we hate your ways

9. Voodoo Jürgens – Heite grob ma Tote aus
Heite samma stoiz auf uns / Wir finden sicha no an Grund / Waun kana klatscht, gebn wir Applaus/ Weil heite grob ma Tote aus

10. Prince Rama – Fake Til You Feel
You are calm, you are cool / 100 percent collected / Fake, fake til you feel

11. Lucinda Williams – Ghosts Of Highway 20
Run down motels and faded billboards / Used cars for sale and rusty junkyards / This two lane blacktop will never let me / Let go of the ghosts along highway twenty

12. Marianne Dissard – In The Aeroplane Over The Sea
And one day we will die / And our ashes will fly / From the aeroplane over the sea / But for now we are young / Let us lay in the sun / And count every beautiful thing we can see

13. Case/lang/veirs – Delirium
The smell upon your skin is fireworks

14. Goat – Goatfuzz
Now words are nothing

15. Teleman – Düsseldorf
Don’t you want to know why I left you there / All alone on the carousel spinning away?

16. PJ Harvey – The Orange Monkey
When I returned I ran to meet / The monkey, but his face had changed / He stood before me on two feet / The track was now a motorway

17. Tacocat – FDP
So tired, so spent / Functioning at ten percent / What ever you need / Have to ask me next week

18. Tuff Love – Duke
Our sad ambitions always tinged with fear

19. Beyond The Wizard’s Sleeve – Door To Tomorrow
She opens the door to tomorrow / Through scented fields I did follow

20. Black Mountain – Florian Saucer Attack
Florian saucer attack, it’s over / Zero one data, one two, one two / Calculated dreams, graphs and numbers / Zero one data, one two, one two

21. Agnes Obel – Trojan Horses
These bare bones are made of glass / See through to the marrow as they pass

22. Parquet Courts – Human Performance
I know exactly where I was when I / First saw you the way I see you now

23. Courtney Barnett – Three Packs A Day
That MSG tastes good to me / I disagree with all your warnings / It can’t be true that they use glue / To keep the noodles stuck together

24. Prince Rama – Fantasy
Crimson waters / Calls from another land

25. Der Nino aus Wien – Praterlied
Bis öfe kaufst beim Nah & Frisch / An Leberkas und Dosenfisch / Dazua vielleicht a Gösserbier / Dann redn di die Madln an / Du sagst naa und gehst wieder ham / Zhaus spüst a bissl FIFA und valiast

26. Stick in the Wheel – Bows Of London
And he made a fiddle out of her breastbone / Hey hey the grinding / Sound would pierce the heart of a stone / By the bonny bonny bows of London

27. Billy Bragg & Joe Henry – The L & N Don’t Stop Here Anymore
I was born and raised in the mouth of the Hazard Hollow / With the coal cars rollin‘ and rumblin‘ past my door / Now they’re standing in a rusty row of empties / Cause the L & N don’t stop here anymore

28. Aesop Rock – Kirby
Cold met a cat lady in a parking lot / She got the heroes of tomorrow in a cardboard box /
And probably hoarding 40 more in the corners of Fort Knox

29. The Burning Hell – Men Without Hats
And so I discovered another world of music / Where the kids are alright just like The Who said / You count to four and then play the one or two chords you sort of know / Where ‚Hey ho, let’s go‘ is a legitimate chorus / And you can search the stacks and thumb the thesaurus / But there’s no synonym for rock & roll

30. Vague – Vacation
We need to float, when we’re in time

31. Mamiffer – Flower Of The Field II
It’s time I let you go to nowhere

32. The Burning Hell – Fuck The Government, I Love You
‚Pass the wine, fuck the government, I love you‘ / Three statements overheard at once in a crowded room / But I could not be sure which one had come from you / So I passed you the wine and said: ‚Yes, fuck the governmen, I love you too‘

33. Angel Olsen – Shut Up Kiss Me
A love so real that it can be ignored / It’s all over baby blue / I’m still yours / I’m still yours

34. A Tribe Called Quest – Solid Wall Of Sound
Like marauders on a mission / When we killin‘ dancehalls

35. Jackie Lynn – Chicken Picken
Up north, downtown / The only real deal is in the soulside / Come on and take a ride

36. Fritz Helder – Force Of Nature
Nikkei, Nasdaq, Hang Seng, Dow Jones / Watching all the money pile up compounds

37. Lucy Dacus – I Don’t Wanna Be Funny Anymore
Is there room in the band? / I don’t need to be the front man / If not, then I’ll be the biggest fan

38. Cass McCombs – Run Sister Run
My sister’s a Queen, she ain’t no concubine / Don’t call my sister no concubine, she is the Mother of Creation / Who are you? / Who are you to call her a concubine?

39. Jim James – Same Old Lie
But nothing is more difficult than changing what’s been comfortable

40. On Dead Waves – California
There’s no wave, there’s no wave, there’s no wave in the world / That will keep crushing my body like you do, girl

41. Mamiffer – Mara
?

42. Macklemore & Ryan Lewis – Buckshot (feat. KRS-One & DJ Premier)
Just copped that new Boot Camp tape / The neighbors keep complaining ‘bout too much bass / Bang, bang, let me do my thing / Give me two cans and you gon’ know my name!

43. Regina Spektor – Small Bill$
He had spent it all on chips and Coca-Cola / He had spent it all on chocolate and vanilla / He had spent it all and didn’t even feel it

44. John Carpenter – Angel’s Asylum

45. Xiu Xiu – Falling
Don’t let yourself be hurt this time

46. Swans – The Glowing Man
Joseph is standing behind my back / Joseph is digging his hands in my chest / Joseph is drinking the light in my lung / Joseph is moving his tongue in my neck / Joseph is riding a vein in my head / Joseph is cutting my arm on his bed / Joseph is making my body fly / Joseph is me and you are a liar!

47. Stick In The Wheel – Seven Gypsies
What care I for me goosefeather bed / With the sheet turned down so bravely-O? / For tonight I will sleep in the cold barren shed /All along with seven of the gypsies-O

48. Rykarda Parasol – Valborg’s Eve
Arise! Dab sleep from your eyes / Make way for strange times / Advance to the sky!

49. Preoccupations – Degraded
Degrade into / A fraction of yourself

50. Fuzzman & The Singin‘ Rebels feat. MGV Obermillstatt – Für eine Handvoll Gras
Geh doch nach Denver, rauch dich ein, wirst seh’n, das tut dir gut / Für eine Handvoll Gras, ein bisschen Peace & Love

51. Kevin Morby – I Have Been To The Mountain
I have been to the mountain / And I have walked on his shore / I have seen / But I can’t see him no more

52. The Divine Comedy – The Pact
This is our pact / This is the treaty that we’ve signed / What one may lack / The other party will provide / And everyone must know / You mess with one, you mess with both / And together we’ll beat the bastards back / This is our pact

53. Esben And The Witch – Sylvan
Come with me / To the place / Where the walls are weak / Come with me!

54. Julianna Barwick – Same
?

55. Agnes Obel – Golden Green
It’s coming at, it’s coming at, it’s coming at my heart / To spoil my soul with fire

56. Gurr – Walnuss
Schau mal weg, ich zieh‘ mich aus / Bevor du’s weißt, hab ich mich ausgetauscht / Wir nehmen teil an der Belanglosigkeit

57. Bankz & Steelz – Wild Season (feat. Florence Welch)
I stay alone, skipped a stone / From the known to the unknown/ Feeding fires, spinning tires, getting even

58. PJ Harvey – The Ministry of Defence
Broken glass / A white jawbone / Syringes, razors / A plastic spoon / Human hair / A kitchen knife / And a ghost of a girl / Who runs and hides / Scratched in the wall in / Biro pen / This is how / The world will end

59. Valina – 500 Million Hooligans
500 million hooligans / In front of my own door / 500 million citizens / What are they looking for?

60. A Tribe Called Quest – Whateva Will Be
Are you amused by our struggles? / The English that’s broken? / The weed that I’m smokin‘? / The guns that I’m totin‘? / The drugs that I’m sellin‘? / No need for improvement / Fuck you and who you think I should be / Forward movement

61. King Gizzard & The Lizard Wizard – People-Vultures
People-vultures / God approaches / Final hearing / What else have I got left to spew down?

62. Die Heiterkeit – Pop & Tod
Der gleiche Ort, die gleiche Stelle / Der gleiche Platz, die gleiche Schwelle / Es ist ein anderes Lied

63. Wilco – If I Ever Was A Child
And I cry like a window pane

64. Leonard Cohen – You Want It Darker
Hineni, hineni / I’m ready, my Lord

65. David Bowie – Girl Loves Me
Where the fuck did Monday go?

66. PJ Harvey – The Community of Hope
And here’s the one sit-down restaurant / In Ward Seven, nice / OK, now this is just drug town, just zombies / But that’s just life / In the Community of Hope

67. Greenleaf – A Million Fireflies
And I just fall in line / Under a million fireflies

68. Barns Courtney – Glitter & Gold
Do you walk in the meadow of spring? / Do you talk to the animals? / Do you hold their lives from a string? / Do you ponder the manner of things / In the dark?

69. Xixa – Shift And Shadow
To the left are all the things that glow / Blood and fame in the night

70. On Dead Waves – Blue Inside
Well, I believe that you roam free /So why do you keep on haunting me?

71. Andrea Schroeder – Kingdom
This is our kingdom / A kingdom without crowns / This is our kingdom / We’re the phantoms of our towns

72. Rae Sremmurd – Black Beatles (feat. Gucci Mane)
Smoke in the air, binge drinking / They lose it when the DJ drops the needle

73. Xiu Xiu – Laura Palmer’s Theme

74. Yukno – Zu meinen Göttern
Herzlich willkommen, komm schenk dir ein / Wir trinken gegen ‘s Alleinesein

75. Radical Face – Everything Costs
Face pressed into your hands / Couldn’t tell if you were crying or laughing / They both sound the same

76. The Handsome Family – Gold
The Stop ’n‘ Go’s closed / The coyotes they moan / And the wind’s rolling beer cans down the street / But the sun’s sinking down, spilling gold on the ground

77. The Coral – Connector
We come together, then we come apart

78. Wovenhand – The Hired Hand
He command the grave and sea / Give up your dead, oh, give up your dead

79. Beyond The Wizard’s Sleeve – Delicious Light

80. Violent Femmes – I Could Be Anything
I’ll fight the fearful dragon / I’ll kill him with my sword / I always fight big dragons / Especially when I’m bored

81. PJ Harvey – Chain Of Keys
Imagine what / Imagine what her eyes have seen / We ask but she / We ask but she won’t let us in

82. The Goon Sax – Boyfriend
And if I had a boyfriend / I’d tell him I care / And if I had a boyfriend / Well I’d cut his hair

83. Matthew E. White – Cool Out (feat. Natalie Prass)
If you were here now, I wouldn’t mind / That would be okay, baby, that would be fine

84. De La Soul – Memory of … (US) (feat. Estelle & Pete Rock)
Cause it’s so easy to fall / Back to the memory of / And it’s easy to recall the good and fall into place / But you’re not easy to love / I love the memory of …

85. Calypso Rose – Abatina
(They) said she she wanted to marry above her / All she want was someone to love her

86. Future Of The Left – Back When I Was Brilliant
I can verify that your purchase is important to us / Our company and our values / Policy is not a comment / But in your case I will make an exception

87. Justice – Stop
So many nights / So many memories

88. Boys Forever – Voice In My Head
Everything’s easy when you’re sleeping

89. Swans – Finally, Peace
Your glorious mind (Your glory is mine)

90. The Chemical Brothers – Wide Open (feat. Beck)
I’m wide open / But don’t I please you anymore? / You’re slipping away from me / You’re drifting away from me

91. Ryley Walker – The Roundabout
And you cry like you’ve never seen water / Come to think of it / I think my dad wanted a daughter

92. Cullen Omori – Synthetic Romance
Well hey hey hey, you know / Love like a sinking stone

93. Ty Segall – Candy Sam
Pick me up / I am done / Candy’s gone / No more fun

94. Sampha – Blood On Me
I swear they smell the blood on me / I hear them coming for me

95. Michael Kiwanuka – Black Man In A White World
I’m in love but I’m still sad / I’ve found peace but I’m not glad / All my nights and all my days / I’ve been trying the wrong way

96. Bat For Lashes – Sunday Love
She’s in my bedroom / Now I can’t fight

97. Franz Fuexe – Kaunst da denga
Es waaß a jeds Kind und a jeda oide Mau / Wann de Fuexe aufspün, ham aa de Nochborn wos davau

98. Car Seat Headrest – Fill In The Blank
If I were split in two I would just take my fists / So I could beat up the rest of me

99. Granada – Palmen am Balkon
I brauch ka Jesolo / Und ka Lig-nano / I brauch kan Strand / Denn i bin eh am Sand

100. Iggy Pop – Paraguay
Wild animals they do / Never wonder why / Just do what they goddamn do

Die spätesten Jahrescharts des Universums Teil 2(017) – Die Rückkehr

Wahnsinn ist es definitiv. Ob es dennoch Methode hat und ob sich Shakespeare beim Schreiben von Hamlet solch ein Spätzündertum wie das unsere ausmalen konnte, sei dahingestellt. Zu dieser Extraportion Langsamkeit und Prokrastination passt Faulheit wie die Faust aufs Auge, deshalb übernehme ich direkt die Kernaussage vom Vorjahr: Während seriöse Musikjournalisten allerorten schon an ihren Halbjahresbestenlisten 2017 feilen (wir schreiben seit zwei Tagen schließlich schon Juni!), kommt der Spätzünder-Blog HIT The Bassline JETZT mit den Top-100 für 2016 ums Eck …

An legitime Ausreden glaubt hier schon lange keiner mehr, stattdessen also lieber ein paar Worte zur Musikauswahl, die das längst vergangene Jahr so hergab. Ein Musikjahr, dessen Geschichten und Geschehnisse gefühlt so stark von Verlust geprägt waren wie kaum ein Jahr zuvor. Kaum ein Monat ohne Schläge in die Magengrube in Form von Todesfällen namhafter bis legendärer Akteure des globalen Musikgeschehens, und nicht bloß bei Bowie und Cohen passierte es nur kurze Zeit nach Erscheinen neuen Materials des Künstlers. Ein Umstand, der viele Neuerscheinungen – und auch solche, die sonst vielleicht nicht ganz so viel Beachtung gefunden hätten – in ein völlig eigenes Licht tauchte. Und damit auch ein Umstand, den man unmöglich ausblenden kann, wenn man sich der ohnehin irgendwo seltsamen Aufgabe annimmt, Musik in eine Rangliste zu stopfen.
Für mich persönlich war es ein Jahr voller Gegensätze. Während der Entdeckergeist nicht nachließ und wie jedes Jahr ein paar Schritte mehr in Richtung abstrakter, experimenteller Musik gewagt wurden, habe ich gleichzeitig auch mehr gefälligere, poppigere Sachen gehört als sonst. Ersteres ist in den Charts hier nicht wirklich ersichtlich, da diese Musikrichtungen meist eher nicht auf Songbasis funktionieren, letzteres hat hier aber definitiv Spuren hinterlassen.

In dem Sinne war es für mich auch sehr interessant, zum ersten Mal eine Topliste aus Songs zu erstellen. Ich klaube schon jahrelang meine Favoriten des vergangenen Jahres zusammen, aber eigentlich immer als Albumcharts. Die Herangehensweise beim Zusammenstellen der Lieblingssongs war überraschend anders. Man wird sich erst bewusst, welche Alben echte „Album-Alben“ sind, deren Songs sich erst im Kontext entfalten und für sich alleine nicht viel Aussagekraft besitzen. Deshalb ist von einigen meiner Lieblingsalben kein Stück in der Liste vertreten. Umgekehrt finden sich dort aber auch Lieder aus Alben wieder, die es niemals in meine eigentlichen Bestenlisten schaffen würden.

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Die spätesten Jahrescharts des Universums

von Michael Domanig

„Ist es auch Wahnsinn, so hat es doch Methode“. So könnte man, frei nach Hamlet, die (Un-)Art und Weise beschreiben, wie hier am Blog – und das schon fast traditionsgemäß – mit der Veröffentlichung der hauseigenen Jahrescharts verfahren wird: Während seriöse Musikjournalisten allerorten schon an ihren Halbjahresbestenlisten 2016 feilen (wir schreiben in zwei Tagen schließlich schon den 30. Juni!), kommt der Spätzünder-Blog HIT The Bassline JETZT mit den Top-100 für 2015 ums Eck …

An Ausreden für diese groteske Verspätung mangelt es, das hat ebenfalls schon Tradition, auch diesmal nicht: Ich selbst kann ins Treffen führen, dass ich in den letzten eineinhalb Jahren berufsbedingt so wenig Musik gehört (und so wenige Konzerte besucht) habe wie schon seit Ewigkeiten nicht mehr. Und Musikhören unter Zeitdruck ist ungefähr so schön, lohnend und gesund wie Essen im Gehen oder Fernsehen im Büro. Also hat sich die Sache in die Länge gezogen wie ein Kaugummi.

Das knappe Zeitbudget hat sich auf die Jahrescharts also definitiv ausgewirkt – aber vielleicht nicht ausschließlich negativ: Denn während in manchen Jahren am Ende 300 oder 400 Songs in der engeren Auswahl standen, waren diesmal bald nicht viel mehr als die geforderten hundert Nummern übrig. Die allerdings haben den Sprung in die Charts allemal verdient: Schließlich ist es ihnen gelungen, mich kraft ihrer zwingenden Melodien und/oder fesselnden Atmosphäre schon nach ein paar Hörversuchen zu überzeugen. Allzu ausufernde, fordernde Experimental-/Avantgarde-/Noise-/Elektro-Klänge, in die man sich erst „reinhören“ muss, hatten diesmal dagegen eher schlechte Karten …

Zugleich habe ich mich diesmal der raffinierten – nach meinem Blog-Kollegen benannten – Stefan-Pletzer-Schummelmethode® bedient und in die Jahrescharts 2015 auch ein paar Songs eingeschmuggelt, die streng genommen schon 2014 erschienen, mir aber erst 2015 unter die Ohren gekommen sind (Trail of Dead, First Aid Kit). Der gnädige Jahreschartsgott möge es mir verzeihen!

Doch nun, um die Spannung nicht ins Unerträgliche zu steigern (Achtung, feine Ironie, nach einem halben Jahr), darf ich sie endlich präsentieren, die einmalig-einzig-echten …

Jahrescharts 2015:

1. Django Django – First Light
2. Courtney Barnett – Nobody Really Cares If You Don’t Go to the Party
3. Django Django – Vibrations
4. Wanda – Meine beiden Schwestern
5. Kurt Vile – Pretty Pimpin
6. Seasick Steve – Summertime Boy
7. Blur – Pyongyang
8. Courtney Barnett – Elevator Operator
9. Ezra Furman – Restless Year
10. ILoveMakonnen ft. Migos – Whip It (Remix)
11. Anohni – 4 Degrees
12. Die Buben im Pelz – Venus im Pelz
13. Sleater-Kinney – A New Wave
14. Ghost – Cirice
15. On Dead Waves – Blackbird
16. John Grant ft. Tracey Thorn – Disappointing
17. Faith No More – Matador
18. Django Django – High Moon
19. Courtney Barnett – Debbie Downer
20. My Morning Jacket – In Its Infancy (The Waterfall)
21. Best Coast – Heaven Sent
22. Courtney Barnett – Pedestrian At Best
23. U.S. Girls – Sororal Feelings
24. Deichkind – Like mich am Arsch
25. Dan Mangan & Blacksmith – Vessel
26. David Bowie – Blackstar
27. Lower Dens – To Die in L.A.
28. Panda Bear – Tropic Of Cancer
29. Django Django – Reflections
30. … And You Will Know Us By The Trail Of Dead – Outsider
31. Blur – New World Towers
32. Car Seat Headrest – Something Soon
33. Jeanne Added – A War Is Coming
34. Ghost – Majesty
35. FFS – Johnny Delusional
36. Ezra Furman – Lousy Connection
37. Sufjan Stevens – Fourth of July
38. Tame Impala – Let It Happen
39. Faith No More – Sunny Side Up
40. PINS – Molly
41. A-WA – Habib Galbi
42. Monk Parker – Sadly Yes
43. Action Bronson – Easy Rider
44. … And You Will Know Us By The Trail Of Dead – A Million Random Digits
45. … And You Will Know Us By The Trail Of Dead – Lie Without a Liar
46. First Aid Kit – My Silver Lining
47. Django Django – Shot Down
48. José Gonzalez – Leaf Off / The Cave
49. Peaches – Light in Places
50. Catastrophe & Cure – The Shore
51. Die Buben im Pelz – Tiaf wia a Spiagl
52. Oscar – Stay
53. Kolinsky Konspiracy – Spell
54. Fat White Family – Whitest Boy on the Beach
55. Death Cab For Cutie – Black Sun
56. Karin Park – Look What You’ve Done
57. Ra Ra Riot ft. Rostam Batmanglij – Water
58. Fijuka – Ca Ca Caravan
59. Rainer von Vielen – Wir kümmern uns
60. Ghostpoet – Off Peak Dreams
61. Courtney Barnett – Aqua Profunda!
62. Bob Moses – Tearing Me Up (Radio Edit)
63. M.I.A. – Borders
64. Chastity Belt – Time to Go Home
65. Calexico – Tapping On The Line
66. Sufjan Stevens – Should Have Known Better
67. Low – No Comprende
68. Beach House – Space Song
69. The Wharves – NAZ
70. Worried Man & Worried Boy – Grezn
71. Sleater-Kinney – No Anthems
72. The Staves – Black & White
73. Mischkultur – Fliagn
74. Deichkind – Denken Sie groß
75. Jamie XX ft. Romy – Loud Places
76. The Bohicas – Red Raw
77. Belle & Sebastian – The Party Line
78. Eagles Of Death Metal – Silverlake (K.S.O.F.M.)
79. Joanna Newsom – Leaving the City
80. Will Butler – Anna
81. Clara Luzia – Cosmic Bruise
82. My Morning Jacket – Like A River
83. Wanda – Mona Lisa der Lobau
84 Everything Everything – No Reptiles
85. Hidden Charms – Dreaming of Another Girl
86. Modest Mouse – Lampshades on Fire
87. Robyn Hitchcock & Emma Swift – Follow Your Money
88. Luke Lambheart – Two By Two
89. Robert Forster – Let Me Imagine You
90. Faith No More – Separation Anxiety
91. Matthew E. White – Rock & Roll Is Cold
92. DJ Koze – XTC
93. Ibeyi – Ghosts
94. HeCTA – Sympathy For The Auto Industry
95. The Bohicas – Swarm
96. HVOB – Cool Melt
97. Algiers – Irony. Utility. Pretext.
98. Ratatat – Abrasive
99. The Grubby Mitts – The Mountain & I
100. Titus Andronicus – Dimed Out

Und hier gibt’s die Charts auf die Ohren:

PS: NICHT auf Spotify und damit auch nicht in obiger Playlist zu finden, sind lediglich:

– Trail of Dead mit „Outsider“ (dieses kongeniale Ramones-Cover war exklusiv auf einem „Musikexpress“-Sampler zu finden)

– Joanna Newsom mit „Leaving the City“ (die Göttin des seltsamen Folk hat Spotify als „cynical and musician-hating system“ gebrandmarkt: „(…) it’s set up in a way that they can just rob their artists, and most of their artists have no way to fight it“)

– Robyn Hitchcock & Emma Swift mit „Follow Your Money“ (das gibt’s dafür hier in einer großartigen Liveversion).

PPS: Welche Ausreden Blog-Genosse Stefan Pletzer, der seine Jahrescharts dem Vernehmen nach schon seit Mai oder so beisammen hat (Streber!), für seine Säumigkeit vorbringen wird, erfahren Sie in der nächsten Folge unseres Charts-Krimis. Also, bleiben Sie dran!!

Meine Jahrescharts 2014 (Michael Domanig)

„Was ist nur mit den Typen von Hit The Bassline los?? Monatelang kein einziger Beitrag, der Blog setzt schon Rost und Grünspan an – und jetzt, wo alle anderen längst an den Bestenlisten für 2015 feilen, kommen sie uns mit den Jahrescharts für das Jahr 2014 (sic!) daher? Was kommt wohl als nächstes: Ein brandaktueller Konzertbericht vom Monterey Pop Festival 1967? Oder ein Interview mit Wolfgang Amadeus Mozart? Da ist ja meine Schildkröte schneller! Und die hat von Jahrescharts nun wirklich keine Ahnung …“

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So oder ähnlich stelle ich mir die Gedankengänge unserer Fans und Kritiker vor. Aber da wir selbst unsere fanatischsten (einzigen?) Kritiker (und Fans) sind, pfeifen wir auf die anderen und wenden uns, jetzt erst (recht), dem Popjahr 2014 zu.

Das war nämlich ein durchaus spannendes. Auch und gerade in Österreich. Klar, das ganze Konzept des „Nationalstaats“ ist mehr als fragwürdig, besonders in der Popmusik. Herkunft ist keine Leistung. Und doch fällt auf (und zwar sehr positiv), dass sich hierzulande in Sachen guter, aufregender und unkonventioneller Musik sehr viel tut. Zumindest nach meinen Jahrescharts zu schließen, in denen der Anteil „österreichischer“ Musik heuer höher denn je ist. Für Statistiker: satte 15 Prozent!

Und das, obwohl es viele tolle Songs und Künstler aus Ösiland gar nicht in meine Top-100 geschafft haben, etwa Kreisky, Bulbul, Fuzzman, Ja, Panik, Ankathie Koi, Lea Santee, Laokoongruppe, Julian und der Fux oder die New-Wave-Haudegen von Minisex.

Auch sonst lohnt der Rückblick auf 2014, zwischen Amore und Ariel, Pandabären, Schwänen und Glastieren, Punk und Country, Folk und Elektro, Hip-Hop, Dream Pop und seltsamer Musik.

Und was ist schon ein Dreivierteljahr Verspätung in Zeiten der totalen Verfügbarkeit von Musik? In diesem Sinne: Viel Spaß mit den Jahrescharts samt Playlist! Ich freue mich auf eure Kommentare (und den Streit mit euch)!

PS: Ausführlichere Gedanken zu einzelnen Songs folgen (vielleicht) später, bis Dezember 2015 könnte es sich ausgehen. Und dann werde ich mich mit voller Energie dem frischen Popjahr 2015 zuwenden.

PPS: Blogkollege Stefan Pletzer hat versprochen, die fehlenden Konzertberichte vom Primavera-Festival im Mai so bald wie möglich nachzuliefern. Stichtag ist der 31. Oktober 2031.

JAHRESCHARTS 2014:

1. Wanda – Bologna
2. Gulp – Seasoned Sun
3. Panda Bear – Boys Latin
4. Ariel Pink – Picture Me Gone
5. Spain – From The Dust
6. Wanda – Schickt mir die Post
7. Alt-J – The Gospel Of John Hurt
8. Dum Dum Girls – Lost Boys And Girls Club
9. Claptone feat. Clap Your Hands Say Yeah – Ghost
10. Chuck Prophet – Lonely Desolation
11. Wanda – Easy Baby
12. Joan As Policewoman – The Classic
13. Carla Bozulich – Danceland
14. Chuzpe – Das letzte Lied (wird das erste sein)
15. Damon Albarn – Mr. Tembo
16. Dave & Phil Alvin – Stuff They Call Money
17. Swans – Kirsten Supine
18. Benjamin Booker – Violent Shiver
19. Erstes Wiener Heimorgelorchester – Die Mensch-Maschine
20. Priests – Doctor
21. Githead – Waiting For A Sign
22. Faith No More – Motherfucker
23. Bilderbuch – Spliff
24. Beach Girls And The Monster – Butcher From The Surf
25. Andreas Dorau – Hühnerposten
26. Beck – Heart Is A Drum
27. The War On Drugs – Under The Pressure
28. TV On The Radio – Happy Idiot
29. The New Pornographers – Brill Bruisers
30. Stars – From The Night
31. Fantôme – It All Makes Sense
32. Beck – Waking Light
33. Panda Bear – Mr Noah
34. Alvvays – Archie, Marry Me
35. Warpaint – Feeling Alright
36. Valina – Aileen
37. Virginia Wing – The Body Is A Clear Place
38. Yo!Zepp/Chrisfader/Testa – 104 Jåhr voll
39. Garish – Ganz Paris
40. Polkov – Promised Land
41. Ariel Pink – Put Your Number On My Phone
42. Chuck Prophet – Countrified Inner City Technological Man
43. Beck – Blue Moon
44. Alt-J – Every Other Freckle
45. John Southworth – Halloween Election
46. Foxygen – Cosmic Vibrations
47. Die Heiterkeit – Kapitän
48. Wolf Alice – Moaning Lisa Smile
49. Franz Ferdinand – Erdbeer Mund
50. The 2 Bears – Not This Time
51. Kofelgschroa – Leit do
52. Die Sterne – Mein Sonnenschirm umspannt die Welt
53. Carla Bozulich – Gonna Stop Killing
54. Future Islands – Seasons (Waiting On You)
55. Holly Herndon – Chorus
56. Karen O – Rapt
57. The Raveonettes – Endless Sleeper
58. Suzanne Vega – I Never Wear White
59. Austra – Habitat
60. Warpaint – Keep It Healthy
61. Hanni El Khatib – Moonlight
62. Dust Covered Carpet – Grey Formations
63. Wanda – Auseinandergehen ist schwer
64. Ezra Furman – I Wanna Destroy Myself
65. Erstes Wiener Heimorgelorchester – Spacelab
66. SBTRKT ft. Ezra Koenig – New Dorp. New York
67. Fat White Family – Touch The Leather
68. Glass Animals – Hazey
69. Glass Animals – Pools
70. Daft Punk feat. Jay-Z – Computerized
71. Warpaint – Hi
72. Perfume Genius – Queen
73. Diagrams – Phantom Power
74. Gengahr – Bathed In Light
75. Alt-J – Hunger Of The Pine
76. John Southworth – Hey I Got News For You
77. Young Fathers – No Way
78. Owen Pallett – Song For Five & Six
79. Worried Man & Worried Boy feat. Der Nino aus Wien – Der schönste Mann von Wien
80. Todd Terje feat. Bryan Ferry – Johnny And Mary
81. Jagwar Ma – What Love
82. tUnEyArDs – Water Fountain
83. Pharmakon – Bang Bang
84. Fear Of Men – Tephra
85. EMA – So Blonde
86. Brody Dalle feat. Shirley Manson – Meet The Foetus / Oh The Joy
87. Hanggai – Baifang
88. Run The Jewels feat. Zack De La Rocha – Close Your Eyes (And Count To Fuck)
89. Mini Mansions – Sherlock Holmes
90. Damien Jurado – Suns In Our Mind
91. Willie Nelson – Hard To Be An Outlaw
92. Tom Petty And The Heartbreakers – Fault Lines
93. Jessica Lea Mayfield – I Wanna Love You
94. LA Priest – Oino
95. Spain – Sunday Morning
96. Foxygen – Star Power Pt. 2: Star Power Nite
97. Foxygen – Star Power Pt. 3: What Are We Good For
98. Pixies – Magdalena 318
99. Shabazz Palaces – #CAKE
100. Eels – Series Of Misunderstandings

Ach ja, das einzige Lied, das nicht auf Spotify zu finden ist, ist dieses hier:

Jahrescharts 2013

Da war doch noch was. Okok, schließen wir das ab. Meine Lieblingslieder von 2013 in Text-, Video- und Linkform.

1 Arcade Fire „Porno“

Eine echte Liesbesheirat, jene von Arcade Fire und (Produzenten-)Genie James Murphy auf dem Album „Reflektor“. Die Songs von Arcade Fire waren schon immer ein Genuss, mit Murphys Einfluss kam noch eine Komponente hinzu, von der ich bisher gar nicht wusste, dass ich sie vermisse. Zwar sagte Murphy, er hätte eher an jenen Songs mitgarbeitet, denen man das gar nicht so anhört, was heißen würde: an „Porno“ eben nicht. Aber: Nein, die Handschrift ist unverkennbar. Interessant, dass Reviews den Song vereinzelt als „weakest link“ auf dem Album ausmachen. Ich werde wohl schon auch was am Text finden.

2 Daughter „Youth“

The xx haben vor ein paar Jahren mit ihrem sphärischen, angenehm zurückhaltend instrumentierten Sound den Weg geebnet für Bands wie Daughter, die mir zum ersten Mal begegneten, als sie Daft Punks „Get lucky“ völlig für sich vereinnahmten. Eine Offenbarung! Das Album insgesamt find ich jetzt nicht so toll, aber „Youth“ schlägt mit seinem „And if you’re still breathing, you’re the lucky ones“ Gänsehaut-Alarm.

3 The Knife „Full of Fire“

Das ist mit Abstand der beste Song des Jahres, nur dauert er halt ungefähr sechs Minuten zu lang, sodass man ihm völlig überdrüssig wird. Irgendwann ist genug, so viel Politik in die Goschn ist echt „hard to solve“. Gut, ok, The Knife sind gscheider als ich, ihre Live-Shows zu clever, die Texte zu tiefsinnig, die Message zu vieldimensional, die Beats zu vertrackt, find ich ja alles soweit extrem bewundernswert, bis dahin folge ich ihnen halbblind. Aber spätestens zum Salt’n’Pepa-Verweis am Ende („Let’s talk about gender baby, let’s talk about you and me“) befinden wir uns dann doch recht nahe an der Irrenhaus-Einweisung. All das ist natürlich völlig so gewollt, deshalb: Spitze.

4 Fuck Buttons „Stalker“

Eigentlich hätte ich die Fuck Buttons am Rande ihres Auftritts in der Innsbrucker pmk gerne interviewt. Am Ende reichte es nur für die Frage, ob sie wirklich schon mal beim Fuck-Festival in Fucking auftraten, wie auf Wikipedia behauptet wird. In einer Zeit, in der Leute behaupten, es war alles schon mal da und kommt nur in zitierter Form wieder, stehen die Fuck Buttons für echte Avantgarde.

5 Austra „Sleep“

Der melancholische Zauberwald-Elektro-Goth von heute hört Austra. Und ich halt auch. Als Mann möchte man Katie Stelmanis bekehren, als Frau möchte man… was weiß ich. Als ihre Eltern die „Olympia“-Single „Home“ hörten, haben sie Stelmanis‘ Freundin mal so richtig zur Rede gestellt: „Why aren’t you coming home at night?“. Aber „Sleep“ gefällt mir noch besser.

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Meine hundert Lieblingslieder 2013 – Platz 1 bis 20

Bevor es losgeht, ein paar kurze charttechnische Anmerkungen:

a) Die Jahrescharts in der Übersicht und als Spotify-Playlist gibt es hier, (praktisch) alle Lieder sind im Folgenden aber auch einzeln verlinkt, sehenswerte Videos direkt eingebettet.

b) März mag reichlich spät für einen Jahresrückblick sein – aber seriöserweise ist es einfach nicht früher möglich ;-). Denn im Jänner muss man erst einmal die Konkurrenz-Jahrescharts von Rolling Stone bis Pitchfork, von Musikexpress bis FM4 studieren und sich danach einen groben Überblick über all das verschaffen, was die Musiklabels vor Weihnachten noch so rausgeblasen haben. Bis man auch nur in einen kleinen Teil der interessanten Sachen reingehört hat, ist es locker Mitte Februar. Und dann geht erst das komplizierte Auswahlverfahren los …

c) Ich habe mich diesmal regelrecht dazu gezwungen, so viel aktuelle Musik zu hören wie noch nie. Am Ende habe ich mich noch einmal durch ca. 350 Songkandidaten gewühlt, um die 100 schönsten herauszufiltern – was alles andere als leicht war. Denn auch wenn Musikpessimisten das anders sehen: Es gibt heutzutage extrem viel gute Musik in fast allen (Sub-)Genres.

d) Auffällig ist aber auch: Diesmal war es besonders schwer, aus den vielen sehr guten Songs noch einmal die zehn oder zwanzig (vermeintlich) besten auszuwählen. Die ersten acht oder neun Plätze hätten allesamt Nummer eins sein können. Und weiter unten wird die Dichte nicht kleiner. Aber: Es kann halt nur hundert geben.

e) Letzte Randbemerkung: Meine Top Ten stammen heuer fast ausnahmslos von vergleichsweise unbekannten Künstlern. Für mich zeigt das: Aufregende Musik „fließt“ heute mehr denn je abseits des trägen Mainstreams.

So, jetzt aber …

1. John Grant – Blackbelt
Knochentrocken, textlich wie musikalisch, präsentiert sich John Grant auf dieser perfekten Elektropop-Nummer, fett produziert vom isländischen Elektroniker Birgir Þórarinsson vulgo Biggi Veira (den man von der Band GusGus kennen könnte). Denn genau dort, in der erstaunlich regen Musikszene von Reykjavík, ist der US-Amerikaner Grant zwischenzeitlich gelandet.

„Blackbelt“ ist eine beißende Abrechnung mit der – oder im Fall von John Grant eher: dem – Ex. Dieser wird nicht nur als Träger des schwarzen Gürtels in „BS“ (also „bullshit“) attackiert, sondern kriegt es auch sonst ironisch-elegant um die Ohren:

„You got really good taste / you know how to cut ‘n‘ paste“ ODER „You got really nice clothes / bet you didn’t pay for those“ ODER „You think you can school me in semantics / I wouldn’t recommend that, baby / I see through your antics“. Das sitzt.

Und ein schönes Fremdwort lernt man in diesem Lied auch noch: „callipygian“, abgeleitet aus dem Altgriechischen (vom Namen einer Aphroditestatue in Syrakus), bedeutet so viel wie „having beautifully shaped buttocks“. Doch das ist auch das einzig Positive, was der Sänger über den Adressaten des Songs zu sagen weiß …

Über welche Bandbreite John Grant verfügt, zeigt die musikalisch und lyrisch komplett anders geartete Nummer sechs dieser Charts. Kaum zu glauben, dass es sich hier um denselben Künstler handelt.

 

2. Tomorrow’s World – Drive

Eines der Geheimnisse von Musik liegt im Geheimnisvollen. Das mag nach einem Pleonasmus klingen, ist heute aber wohl zutreffender denn je: Denn während man in Prä-Wikpedia/YouTube/Shazam-Zeiten ewig darüber rätseln konnte, ob man diese oder jene Textzeile wohl richtig verstanden hat, wie eine Musikerin oder ein Musiker wohl aussehen mag, hat man heute vor allem eines: too much information.

Keine Frage, die totale Verfügbarkeit ist angenehm, aber ich finde, sie beraubt die Musik doch einer ihrer wichtigsten Qualitäten: ihrer mystischen, quasi unerklärlichen Dimension. ich wusste nicht, welche Musiker hinter dem Projektnamen stecken und woher sie kommen.

Inzwischen weiß ich: Tomorrow’s World sind Jean-Benoît Dunckel, eine Hälfte des mittlerweile ziemlich abgetauchten Elektropopduos „Air“ aus Frankreich, und Lou Hayter, ehemals Keyboarderin der Londoner Dancepunk/Synthpop-Formation „New Young Pony Club“ (NYPC).

Mit seinem herrlich unterkühlten, geheimnisvollen Retro-Elektronik-Charme erinnert mich „Drive“ aber weniger an „Air“ als etwa an die großartige britische Elektropop-Gruppe Ladytron („Playgirl“, „Bluejeans“). Und eines steht fest: Selbst wenn ich von Tomorrow’s World nie wieder etwas hören sollte – beim Songtitel „Drive“ werde ich in Zukunft nicht nur an R.E.M. denken …

 

3. Agnes Obel – The Curse

Eine weitere tolle Künstlerin, über die ich erfreulich wenig weiß. Agnes Obel stammt aus Dänemark, lebt in Berlin (wer nicht?) und nennt – wenn man einer beliebten Online-Enzyklopädie glauben darf – Musiker wie Roy Orbison, Joni Mitchell und PJ Harvey, französische Komponisten wie Debussy, Ravel oder Satie, aber auch Edgar Allan Poe oder Alfred Hitchcock als Einflüsse. Letzteren schätzt sie für seinen rätselhaften Stil, seine anspruchsvolle, zugleich aber extrem simple Ästhetik. Dasselbe könnte man auch über Frau Obel selbst sagen.

„The Curse“ klingt skandinavisch karg, um nicht zu sagen nackt: Nur Obels ausdrucksvolle Stimme (im schwebenden Refrain von nicht minder schönen Backgroundvocals unterstützt), ein wenig Cello (das genau die richtige Menge an Dramatik einbringt) und perlende Pianotöne. Klingt fast schon nach Neo-Klassik, erinnert aber auch an grandiose skandinavische Kolleginnen wie Maria Solheim, Anna Ternheim oder Christine Owman. So lässt man sich gerne verfluchen.

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Meine hundert Lieblingslieder 2013 – Platz 21 bis 40

21. Ólöf Arnalds – A Little Grim

Glückliches Island! Nicht einmal halb so viele Einwohner wie Tirol (ca. 320.000) und dennoch eine in Vielfalt und Qualität kaum fassbare Musik- (und Literatur- und Kunst-)Szene. Zu ihr zählen auch der hochgelobte junge Neoklassik-Künstler Ólafur Arnalds – und seine nicht minder begabte Cousine Ólöf.

Diese Dame ist mir erstmals 2010 mit dem mystischen, auf Isländisch gesungenen Stück „Svif Birki“ untergekommen. „A Little Grim“ von ihrem neuen, erstmals komplett auf Englisch eingesungenen Album ist genauso schön: Ein fast überirdisch dahinschwebender Refrain, gebettet auf ein karges, folkiges Fundament. Und vor allem diese Stimme, „somewhere between a child and an old woman“, wie keine Geringere als Björk es so treffend formuliert. Magisch!

 

22. China Rats – N.O.M.O.N.E.Y.
Quasi das Kontrastprogramm zur Nummer 21: Rasanter, großmäuliger, räudig produzierter Punk, so britisch wie Fish & Chips. Natürlich kennt man das seit den Sex Pistols und Buzzcocks, aber man hört es immer wieder gern. Vor allem wenn es so energiegeladen daherkommt wie hier. In diesem Sinne: „Take me to the money machine!“

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Meine hundert Lieblingslieder 2013 – Platz 41 bis 60

41. Marteria – Kids (2 Finger an den Kopf)

Eine Eigenschaft, die viele gute Popsongs auszeichnet, ist ihre Fähigkeit, eine Stimmung, ein Lebensgefühl oder eine gesellschaftliche Situation so prägnant einzufangen, dass ellenlange soziologische und psychologische Studien überflüssig werden. Marteria ist mit „Kids“ genau so ein Song gelungen.

Der ehemalige U17-Nationalspieler und nunmehrige Erstliga-Rapper thematisiert darin die zunehmende Verspießerung und Boboisierung, die das einstmals rebellische, partywütige und hedonistische Berlin erfasst hat (und sicher nicht nur Berlin). Marteria findet für diese Verbürgerlichungstendenzen geniale Reime und Sprachbilder:

„Silbernes Besteck – goldener Retriever“ ODER: „Alle mähen Rasen / putzen ihre Fenster / jeder ist jetzt Zahnarzt / keiner ist mehr Gangster.“

All die Leute, die nur noch nach Schweden fahren würden, anstatt wie früher „Malle zu machen“, die überall auf der Gästeliste stehen und die Bayern lieben würden, sie alle, so Materia, „leben kleine Träume / verbrenn’ die großen Pläne.“ Im Grunde ist es ein resignierter, trauriger Befund, zu dem der Rapper hier kommt: „Was all die andern starten / sieht wie ‘ne Landung aus.“

Wer aufpasst, findet in „Kids“ übrigens auch Anspielungen auf Marterias eigenes Werk („Endboss“) und auf Superstar M.I.A.: Der herrlich-nervige „Peng, peng, peng, peng“-Refrain erinnert nämlich stark an deren Welthit „Paper Planes“.

 

42. Young Fathers – Sister

Wenn „schwarze“ und „weiße“ Musiktraditionen unkontrolliert aufeinanderprallen, kommt oft etwas besonders Spannendes heraus – so wie bei den Young Fathers, einem Alternative-Hip-Hop-meets-Experimentalrock-Trio aus Glasgow (mit liberianischen, nigerianischen und schottischen Wurzeln).

Im Schmelztiegel von „Sister“ landen Sprechgesang, martialisches Getrommel und Gesangslinien, die an afrikanische Ritualgesänge denken lassen. Wie sie diese Elemente neben- und übereinanderlegen, erinnert an große Genresprenger wie TV On The Radio.

 

43. Arctic Monkeys – Do I Wanna Know?
Die drei Fragezeichen-Songs – „R U Mine?“, Why’d You Only Call Me When You’re High?“ und der Albumopener „Do I Wanna Know?“ – sind die besten auf „AM“. Das Groovige, Spannungs- und Geheimnisvolle steht den Monkeys gut zu Gesicht und passt hier auch zur Botschaft des Songs: „(…) the nights were mainly made for saying things that you can’t say tomorrow day“. Ein Händchen für eingängige Strophen/Bridges und hymnische Refrains haben die Affen sowieso.

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Meine Jahrescharts 2013 – Michael Domanig

Hier sind sie nun also, meine Lieblingslieder des abgelaufenen Musikjahres (eine fast vollständige Spotify-Playlist zum Reinhören findet ihr ganz unten).

Mein zweiter, wesentlich umfangreicherer Beitrag mit Kurzbesprechungen zu allen 100 Songs (aufgeteilt in fünf Zwanzigerportionen) beginnt HIER.

TOP 100 – 2013:

  1. John Grant – Blackbelt
  2. Tomorrow’s World – Drive
  3. Agnes Obel – The Curse
  4. Johnny Flynn – Country Mile
  5. Vieux Farka Touré – Safare
  6. John Grant – GMF
  7. Aloa Input – Mellow Red Ball
  8. Foxygen – San Francisco
  9. Temples – Colours To Life
  10. Brosd Koal – Und
  11. Midlake – This Weight
  12. Jonathan Wilson – Dear Friends
  13. Arctic Monkeys – R U Mine?
  14. Yo La Tengo – Cornelia and Jane
  15. Glass Animals – Psylla
  16. CocoRosie – After The Afterlife
  17. Akron/Family – No-Room
  18. Golden Suits – Swimming in `99
  19. Foxygen – Shuggie
  20. Future Of The Left – Something Happened
  21. Ólöf Arnalds – A Little Grim
  22. China Rats – N.O.M.O.N.E.Y.
  23. Radical Face – Holy Branches
  24. The Hidden Cameras – Gay Goth Scene
  25. Arcade Fire – Reflektor
  26. Moderat – Damage Done
  27. Born Ruffians – Needle
  28. Future Of The Left – The Real Meaning Of Christmas
  29. Temples – Mesmerise
  30. DJ Koze ft. Ada – Homesick
  31. SOHN – The Wheel
  32. Volcano Choir – Acetate
  33. Alela Diane – I Thought I Knew
  34. Midlake – Aurora Gone
  35. Müßig Gang – Schlofn
  36. Queens Of The Stone Age – My God Is The Sun
  37. Johnny Flynn – Fol-de-rol
  38. Gesaffelstein – Hate Or Glory
  39. Portugal. The Man – Creep In A T-Shirt
  40. Chelsea Wolfe – Destruction Makes The World Burn Brighter
  41. Marteria – Kids (2 Finger an den Kopf)
  42. Young Fathers – Sister
  43. Arctic Monkeys – Do I Wanna Know?
  44. Richard Thompson – Stony Ground
  45. Atoms For Peace – Default
  46. Queens Of The Stone Age – Kalopsia
  47. The Head And The Heart – Homecoming Heroes
  48. Lee Ranaldo and the Dust – Lecce, Leaving
  49. Steaming Satellites – Notice
  50. Velojet – Cold Hands
  51. Neon Neon – Hammer & Sickle
  52. Asia Argento & Archigram – Someone
  53. Disclosure – When A Fire Starts To Burn
  54. Allah-Las – Had It All
  55. Jake Bugg – There’s A Beast And We All Feed It
  56. Manic Street Preachers ft. Richard Hawley – Rewind the Film
  57. Eels – I Am Building A Shrine
  58. Beck – I Won’t Be Long
  59. M.I.A. – Come Walk With Me
  60. Of Montreal – Raindrop In My Skull
  61. No Ceremony /// – Heartbreaker
  62. Future Of The Left – Johnny Borrell Afterlife
  63. Valerie June – You Can’t Be Told
  64. Akron/Family – Until The Morning
  65. Midnight Juggernauts – Ballad Of The War Machine
  66. LaBrassBanda – Frankreich
  67. David Lynch & Lykke Li – I’m Waiting Here
  68. Asia Argento & Toog – Ugly Ducklings
  69. The Elwins – Stuck In The Middle
  70. Volcano Choir – Comrade
  71. Austra – Home
  72. ME – Hoo Ha
  73. Moderat – Bad Kingdom
  74. Pharmakon – Crawling On Bruised Knees
  75. Son Lux – Lost It To Trying
  76. Yeah Yeah Yeahs – Under The Earth
  77. Daughter – Get Lucky (Daft Punk cover)
  78. Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi – Der Anfang ist nah
  79. FKA twigs – Water Me
  80. Wavves – Hippies Is Punks
  81. Young Fathers – Deadline
  82. Christine Owman ft. Mark Lanegan – Familiar Act
  83. Joy Wellboy – Lay Down Your Blade
  84. Fettes Brot – Kannste kommen
  85. MGMT – Your Life Is A Lie
  86. Magic Arm – Put Your Collar Up
  87. Christian Kjellvander – The Valley
  88. Rose Windows – Native Dreams
  89. Caged Animals – Cindy+Me
  90. Eleanor Friedberger – Stare At The Sun
  91. Vampire Weekend – Ya Hey
  92. Fuck Buttons – Hidden Xs
  93. Veronica Falls – Waiting For Something To Happen
  94. Black Sabbath – God Is Dead?
  95. The Thermals – Born To Kill
  96. Woodkid – I Love You
  97. Pearl Jam – Mind Your Manners
  98. These New Puritans – Organ Eternal
  99. The Haxan Cloak – The Drop
  100. Lorde – Royals