Reinhold Macks Erben

HIT THE BASSLINE PRÄSENTIERT: TRACK DER WOCHE, # 15
VULFPECK – DEAN TOWN (2016)

Beim aktuellen Track der Woche gibt die Bassline den Ton an, und zwar in „Dean Town“ von Vulfpeck. Joe Dart, die fleischgewordene Rhythmusmaschine, bedient hier den Fender-Bass und hebt die Basslinie in den Vordergrund, sie ist gleichzeitig Puls und Melodie des Tracks.

„In metronome factories, they use Joe Dart’s Dean Town bassline for timesetting and quality control.“
– YouTube-Kommentar zu „Dean Town“

Die Formation aus Michigan hat sich der tanzbaren Musik und den funky Grooves verschrieben, aber aus einer ungewöhnlichen Perspektive. Ihre Helden sind Session-Musiker wie die Funk Brothers, die Hausband des Motown-Labels, wo mitunter Stevie Wonder und Michael Jackson produziert wurden, oder die Wrecking Crew, welche auf unzähligen Aufnahmen der 60er zu hören ist, u.a. auf dem Album „Pet Sounds“ von den Beach Boys. Die Band sieht sich dabei als Rhythmustruppe, spielt hauptsächlich instrumental, und bietet das Fundament für häufige Auftritte von Gastinstrumentalisten und -sängern.

Ihr größtes Vorbild dürfte jedoch Reinhold Mack sein, ein deutscher Produzent, welcher bei Electric Light Orchestra und Queen mitmischte. Vulfpeck quasi als „deutsche“ Version der klassischen amerikanischen Studio-Band.

„Talk about space, you could rent out the space between the kick drum and the snare drum in New York, for fifty-hundred dollars a month.“
– Jack Stratton (Vulfpeck) über Reinhold Macks Arrangement von „Another One Bites the Dust“

Doch Vulfpeck geben sich auch als Wissenschafter. Bis ins Detail werden Songs und Sounds studiert und zerlegt: Wieso groovt dieser eine Song bloß so? Im Videoformat „Holy Trinities“ wird den unbekannten Akteuren gehuldigt, jenen Musikern und Produzenten, welche oft hinter großen Studio-Produktionen stehen. Besonders zu empfehlen ist hier die Folge „Guitar“, in der Vulf Jack Stratton einen Dialog zwischen David Bowie und Chic-Urgestein Nile Rodgers zitiert.

Nile Rodgers: „David, do you think I made this too funky?“
David Bowie: „Nile darling, is there such a thing?“

Dabei wird es sich wohl um die Session zu „Let’s Dance“ gehandelt haben, der Bowie-Song wurde von Nile Rodgers produziert.

Wie oben zu erkennen, spielt der Humor eine sehr große Rolle in der Band. Ihre Live-Auftritte erinnern mitunter an Fernsehsendungen aus den 70ern wie etwa Midnight Special: Es wird viel posiert und dauernd kommentiert, Jack Stratton scheint eine kleine Plaudertasche zu sein.

Besonders möchte ich auch noch auf die Ästethik der Videoproduktionen hinweisen. Das ist etwas komisch, da ich an sich keine Musikvideos mag. Aber die von Vulfpeck mag ich: Meist sieht man die paar Herren in der Session, oft kommt noch eine komische Komponente dazu, wie z.B. bei „Cory Wong“, wo man zu den bewegten Bildern das Drehbuch lesen kann.

SWISH PAN: JOE bass fill

WOODY smiles. A common reaction to a great bass fill.

Ganz nebenbei entwickelte die Band bei einer Musikaufnahme-Software mit, um einen Sound mit dem richtigen Punch sicherzustellen, und kreierte eine eigene Schriftart (!). Ja, im Universum von Vulfpeck tut sich einiges.

Vielen Dank an dieser Stelle an meinen Bandkollegen Mex, welcher die Band vor Kurzem in einer längeren Autofahrt ausführlich präsentierte.

Jetzt aber genug, wir wollen diese elektrisierende Basslinie endlich hören!

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