Ein Stück Einfachheit

HIT THE BASSLINE PRÄSENTIERT: TRACK DER WOCHE, # 13:
OH SEES – NITE EXPO (2017):

Das Dasein als Garagenrockband stellt man sich oftmals so vor, wie der von ihnen produzierte Sound klingt: schnörkellos, geradeaus, unverkopft und nicht zuletzt sehr kurzweilig. Und auch, wenn Thee Oh Sees (alternativ auch einfach Oh Sees, The Oh Sees, The Ohsees, OCS, oder wie auch immer Mastermind John Dwyer und seine Mitstreiter gerade genannt werden wollen) sicher noch genug vom bewusst roh und wild gehaltenen Sound in ihrer Musik tragen, so ist die vielbeschäftige Band doch weit vom stereotypischen Vorstadt-Garagenprojekt entfernt.

Zum einen sind die Jungs bei weitem keine Teenager mehr und die Band existiert mittlerweile bereits seit mehr als 20 Jahren. In dieser stattlichen Laufbahn brachte das unermüdliche Kollektiv, wenn man den öfters mal wechselnden Musikerkreis rund um Dwyer so nennen will, sage und schreibe 19 Studioalben heraus. Zum anderen beschreibt „Garage Rock“ höchstens das Fundament und die Soundästhetik der Musik und wird der regelrechten Wundertüte an Genrespielereien und Ideen, die auf jedem ihrer Alben auf die Hörerschaft losgelassen werden, nur ansatzweise gerecht.

Auf dem aktuellen Album „Orc“ finden sich nicht selten schwere  Riffs, die am Metal-Territorium kratzen, Rücken an Rücken mit Synthesizern, welche die Gitarren entweder begleiten oder ihr völlig eigenes Retroding durchziehen. Droniges, zähflüssiges Gitarrengewaber wird von Streichinstrumenten begleitet, das Drummer-Doppelpack (!) entführt das Songgerüst und gibt es erst nach einem mehrminütigen Solopart wieder her, der dumpfe Bass reitet wellenartig auf und ab, bis selbst der Sänger nur noch ein in Delay getränktes Japsen hervorbringt. Oh ja, und Psychedelia! Das Album spart nicht mit diversen Facetten psychedelischer Musik, ob nun zeitgemäße Heavy Psych Jamparts oder auch direkt von krautig-kauzigen Bands der 60er und 70er entliehene Versatzstücke.

Aber trotz aller Verspieltheit, der Kern bleibt. Wenn nicht gerade völliger Virtuoso-Wahnsinn passiert, ist man im Garagensound daheim. Es scheint immer noch hauptsächlich darum zu gehen, Spaß zu haben, nicht lange zu fackeln und seine Ideen als Band zu realisieren. Spaß und Rückbesinnung auf einfachere Zeiten waren laut Pressetext auch Hauptgrund dafür, rund um Halloween ein sehr einfaches und verspieltes Musikvideo zum Song „Nite Expo“ zu veröffentlichen. „Imagination running wild and no thoughts of a heavy world.“

Track schön und gut, aber eigentlich handelt es sich hier eher um das Musikvideo der Woche. Jede Sekunde des von Alex Theodoropulos handgezeichneten Videos hat diesen „so bad it’s good“-Charme uralter Cartoonserien. Es ist irgendwie herrlich absurd, mit anzusehen, wie der Protagonist über die Länge des Songs hinweg einfach nur durch einen schier endlosen Tunnel stapft und mühelos ein plump und simpel animiertes Monster nach dem anderen zerschnetzelt. Und als würde man nicht ohnehin bereits kopfkratzend mit einer Mischung aus Belächeln, Unterhaltung und Verwirrtheit vor dem Bildschirm hocken und sich Gedanken um Sinn und Unsinn dieses farbenfrohen Monsterblutbads machen, wartet das Ende des Videos mit einem Outro auf, wo endgültig bei jedem entweder Fassungslosigkeit oder Gelächter eintreten dürfte.

Unabhängig davon, ob man dieses simple Video jetzt auf seine eigene Art und Weise charmant und unterhaltsam oder eben total bescheuert findet, darf man sich den Song und auch das dazugehörige Album gerne zu Gemüte führen.

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