Aus gegebenem, traurigem Anlass statt eines Nachrufs hier einfach drei meiner persönlichen Lieblingslieder von Chris Cornell:
3.) Ty Cobb:
Ein kleines Meisterstück in Sachen Dramaturgie, das Soundgarden nicht von ihrer zähflüssigen Hardrock-Seite (die natürlich ebenfalls nicht zu verschmähen ist) zeigt, sondern von ihrer rasanten, konfrontativen, punkig-energiegeladenen Seite. Schließlich war „Grunge“ (sofern man diesen von den maßgeblichen Bands selbst immer kritisch gesehenen Schubladenbegriff überhaupt verwenden will) vor allem eines: harter Rock, gespielt und wiederbelebt im Geiste des Punk.
Das Lied stammt vom sträflich unterschätzten, für lange Zeit letzten Soundgarden-Album „Down on the Upside“ (1996), das mit Songs wie Rhinosaur, Blow Up the Outside World, Burden in My Hand, Never Named, No Attention, Overfloater, An Unkind, Boot Camp und vor allem dem unsterblichen Eröffnungslied Pretty Noose (siehe unten) eine Großtat nach der anderen bereithält. Damals ging das Album vergleichsweise eher unter – nach dem Tod von Kurt Cobain war der große Grunge-Hype schon wieder vorbei. Was diese Scheibe nur umso magischer (und sympathischer) schillern lässt.
Ein Album, das mehr Energie freisetzt als ein TGV – oder eine Boeing (auch aus Seattle).
Der titelgebende Ty Cobb war übrigens ein ebenso berühmter wie umstrittener amerikanischer Baseballspieler. Als Teenager in Vor-Wikipedia-Zeiten war ich allerdings fest davon überzeugt, Ty Cobb wäre eine bewusste Verballhornung von „Die, Cop!“ – und hielt den Song folglich lange für eine Anti-Polizei-Hymne, etwa im Sinne des beliebten Sprayer-Kürzels ACAB … Ach, süßer, naiver Vogel Jugend!
2.) Pillow of Your Bones:
Chris Cornells Solokarriere hatte ihre Höhen und Tiefen (das von Timbaland produzierte Album „Scream“ war für viele Rockisten der ultimative Sündenfall), auch die Alternative-Rock-Supergroup Audioslave hatte glühende Befürworter und Gegner. Doch dieses düster glänzende Juwel vom ersten Cornell-Soloalbum „Euphoria Morning“ ist über jeden Zweifel erhaben.
1.) Pretty Noose:
Was soll man dazu noch sagen? Eines meiner absoluten Lieblings-Musikstücke EVER, das mich in genau jener jugendlichen Lebensphase erreichte, in der man von Musik vielleicht stärker und bewusster geprägt wird als jemals davor und danach, in der man einfach hungriger und empfänglicher ist als später, weniger abgestumpft und abgeklärt. Bis heute weiß ich genau, dass dieses Lied Track Nummer 13 auf der Soundgarden-Compilation „A-Sides“ war, meinem ersten Berührungspunkt mit dieser tollen Band.
And I don’t like / What you got me hanging from
PS: Ja, die Jahrescharts (2016!) kommen auch noch … But first things first.