Schachtelteufel mit Schiebermütze

Konzertbericht: „Louis Barabbas & The Bedlam Six“, Kufa-Bar Kufstein, 27. September 2014

Sie selbst nennen es „Lyric-Driven Dirt-Swing“, eine Unterart des „Cabaret Blues“. Und auch wenn man solche Selbstbeschreibungen mit Vorsicht genießen sollte – bei „Louis Barabbas & The Bedlam Six“ treffen sie durchaus ins Schwarze.

Zum zweiten Mal (nach April 2013) war das Septett aus Manchester auf Einladung des Vereins Kulturfabrik in Kufstein zu Besuch. Und es wurde wieder das, was es dem Vernehmen nach auch schon vor eineinhalb Jahren war: eine schweißtreibende, explosive und ausgelassene Angelegenheit.

Dafür sorgte in erster Linie Frontmann Louis Barabbas, der die Zuschauer in der KuFa-Bar mit manischem Blick, wilden Grimassen, waghalsigen Sprüngen und akrobatischen Einlagen entzückte. Immer wieder verließ er blitzartig die Bühne, um mitten im bzw. mit dem Publikum einen wilden Veitstanz aufs Parkett zu legen. Kollege Fabian kommentierte es lakonisch: „Gut, dass der ein Kabel dranhat …“ (gemeint war natürlich jenes der akustischen Gitarre). Kaum zu glauben, dass dieser Mann – also ich meine Louis Barabbas und nicht Kollege Fab – während der zweiteiligen Show (samt Pause!) nur Mineralwasser zu sich nahm und sogar auf einem Rauchverbot in der KuFa-Bar bestand.

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Konzertbesucherin Tonia fühlte sich angesichts der theatralischen, hemmungslos überzogenen Performance von Herrn Barabbas entfernt an den Zirkus erinnert – und tatsächlich musste man bisweilen an ein wildgewordenes (Bühnen-)Tier denken, wenn auch an eines mit Oldschool-Schiebermütze und offenem weißen Hemd (unter dem eine eindrucksvolle Brustbehaarung hervorlugte). Oder, um es einmal in Wolf-Haas-Manier zu sagen: so viel Energie, Duracell-Hase nichts dagegen.

Ob Louis Barabbas wirklich eine einschlägige Vergangenheit als Straßenkünstler und Pantomime hat, konnte ich nicht verifizieren – aber es erscheint durchaus glaubwürdig …

Wurde an diesem Abend eigentlich auch Musik gespielt? Durchaus: Louis Barabbas‘ junge und sympathische Band, die „Bedlam Six“, kredenzten eine wilde Soundmischung aus Rock ‘n‘ Roll, stampfendem Blues, Walzer, Varieté-Elementen und schräger Zirkusmusik, abgeschmeckt mit der schäbigen Eleganz schummriger Jazzclubs. Das klappte bei Gin- und Whiskey-getränkten Stompern wie „Mother“ (bei denen Louis Barabbas wie eine Tom-Waits-Karikatur klingt) ebenso gut wie bei einzelnen etwas ruhigeren Blues-Nummern à la „Let Me Down Slow“. Letztlich seien es alles Lovesongs, meinte der Sänger augenzwinkernd – was das Publikum in der KuFa-Bar natürlich nicht daran hinderte, fleißig das Tanzbein zu schwingen.

Dafür, dass die ganze Sause live noch deutlich besser zündet als auf Platte, sorgte neben den burlesken Showeinlagen von Louis Barabbas vor allem der musikalisch herausragende Posaunist Biff Roxby: Da war jeder Stoß ins Instrument ein Energieschub.

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Weil der große Kulturfabrik-Saal von einer Wandergruppe (sic!) okkupiert war, fand das Konzert vorne in der KuFa-Bar statt – was laut Veranstalter soundtechnisch nicht optimal, stimmungstechnisch aber sicher kein Nachteil war. Die Verlegung hatte auch zur Folge, dass schon um 10 Uhr Schluss sein musste (die Nachbarn!). Das war aber nicht weiter schlimm – schließlich  hatten sich Band und Publikum zu diesem Zeitpunkt bereits voll verausgabt …

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Kleine Anmerkung noch: Eine ausführliche Rezension zum musikalisch und stimmungstechnisch völlig anders gelagerten, aber mindestens genauso tollen Konzert von „Son Of The Velvet Rat“ im Komma Wörgl folgt bei nächster Gelegenheit. Falls sich der gestresste Blogger dann noch daran erinnern kann …

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