HIT THE BASSLINE PRÄSENTIERT: TRACK DER WOCHE, # 27:
DAVE ALVIN & JIMMIE DALE GILMORE – DOWNEY TO LUBBOCK (2018)
Ich kann mich noch an den Abend erinnern, als ich zum ersten mal das Zombie-Slasher-Roadmovie „From Dusk Till Dawn“ gesehen habe. Die Titelsequenz ist mir besonders in Erinnerung geblieben: Nach einem missglückten Stopp beim Schnapsladen steigen die Gangster-Brüder Seth und Richie Gecko streitend wieder in ihren staubigen Schlitten ein, während die Bude hinter ihnen in Flammen aufgeht. Welch ein furioser Einstieg! Der Ältere fährt, Seth drückt aufs Gas und der Titelsong „Dark Knight“ ertönt. Er gibt den Ton für den gesamten weiteren Film vor.
Der Name der Band, „The Blasters“, hat sich mir gleich eingeprägt, lange war mir aber nur dieser eine Song bekannt. Erst Jahre später, passenderweise in einem Innsbrucker Kellerlokal, hörte ich wieder einen Song in diese Richtung, eine stampfende Coverversion des Bob Dylan-Klassikers „Highway 61 Revisited“ – und zwar von Dave Alvin. Bald hatte ich herausgefunden, dass Dave Alvin Gitarrist der Blasters war und ich habe begonnen, mehr Blasters und Dave Alvin mit seiner Band The Guilty Ones zu hören. Später brachte sich Blog-Kollege Michael dann noch mit dem Album „Common Ground“ von Dave & Phil Alvin ein, einer Sammlung von Big-Bill-Broonzy-Coverversionen, interpretiert von Dave Alvin mit Bruder Phil, ebenfalls Teil der Blasters. Nebenbei gab es noch viel andere Musik zu entdecken, die ähnlich auf mich wirkte: Jason & The Scorchers, Green On Red, Roky Erickson und Justice Hahn sind einige meiner Favoriten.
Alle genannten Bands teilen die wahre Liebe zu den klassischen Ami-Genres: Country, Rockabilly, Folk, Roots Rock. Jedoch werden nicht nur Klassiker zum Besten gegeben oder seichte Nachahmungen produziert, im Vergleich zu den Originalen wirkt alles etwas roher und oft fetziger und gröber. Sie sind Fans der alten Schule, hatten den überzüchteten Schmalz-Country der 70er- und 80er-Jahre satt, und revitalisierten die in Jahre gekommene Cowboy-Musik mit einer ordentlichen Portion Punk-Attitüde, ähnlich wie es zur selben Zeit die Ramones mit Rock’n’Roll- und Pop-Songs machten. Der Cow Punk war geboren!
Doch nun zum eigentlichen Track der Woche: „Downey to Lubbock“ vom gleichnamigen Album. Hier tut sich Dave Alvin mit Jimmie Dale Gilmore zusammen, der mir durch ein herausragendes Townes Van Zandt-Cover bekannt ist. In Gilmores Version von „White Freight Liner Blues“ wird das Getöse auf dem Highway nicht durch die Fidel nachgeahmt, sondern durch eine höllisch schnelle E-Gitarre und Lapsteel. So haucht er dem Song wiederum Lebendigkeit ein, ohne die Grundstimmung abzuändern.
Die Kombination Alvin/Gilmore macht Sinn, ein Roots-Rock-Album von zwei Veteranen – und das im Jahr 2018. Alles etwas ruhiger als in der wilden alten Zeit, aber gekonnt fetzig und keineswegs altbacken kommt der Album-Opener „Downey to Lubbock“ daher. Die Seele der Musik ist dieselbe, auch wenn sich das Gewand verändert hat.
Viel Spaß!
Weitere Anspieltipps:
- The Blasters – Boomtown (Non Fiction, 1983)
- Green On Red – Hair of the Dog (Gas Food Lodging, 1985)
- Jason & The Scorchers – Lost Highway (Lost & Found, 1985)
- Roky Erickson – Don’t Slander Me (Clear Night for Love, 1985)
- Jimmie Dale Gilmore – Weight Freight Liner Blues (Fair & Square, 1988)
- Justice Hahn – Lucky Ladies (Ragged But Right, 1991)
- Dave Alvin – Johnny Ace Is Dead (Eleven Eleven, 2011)
- Dave Alvin & Phil Alvin – Stuff They Call Money (Common Ground, 2014)