Konzertbericht: Dub Trio & The Little White Bunny, PMK, Innsbruck, 8. April 2014
„Da war mir gestern eindeutig zu wenig Dub im Dub Trio“: So lakonisch brachte es Bloggenosse Dave am Tag nach dem Konzert per Facebook auf den Punkt – und postete trotzig ein Video des jamaikanischen Dub-Hohepriesters King Tubby (den die drei New Yorker als einen ihrer zentralen Einflüsse nennen). Und auch wenn mir der Auftritt insgesamt nicht schlecht gefallen hat – ganz Unrecht hat Kollege Obwaller nicht.
Es gab sie durchaus, die dubbigen, trippigen, halluzinogenen Passagen, in denen eine düstere Grundstimmung, experimentelle Gitarrenklänge und Trance-artige Rhythmen aus der Echokammer auf originelle Weise zusammenfanden – phasenweise klang das sogar wirklich atemberaubend.
Insgesamt war der Dub-Trio-Cocktail dann aber doch zu metallhaltig, zumindest für meinen Geschmack. Statt gehörschädigender Lautstärke (die auch mit Ohrenschutz grenzwertig war) und diversen eher konventionell klingenden Metal-Riffs hätte ich lieber noch mehr von diesen hypnotisierenden Drum- und Gitarreneffekten gehört, von mir aus auch von den Hörspiel-artigen Zwischensequenzen.
Mit anderen Worten. Ich hätte mir etwas mehr hiervon gewünscht:
Und etwas weniger davon:
Dass Dave Holmes (Gitarre), Stu Brooks (Bass & Keyboards) und Joe Tomino (Drums) ungeheuer versierte Musiker sind, wurde an diesem Abend aber trotz Metal-Überdosis deutlich. Furios war vor allem Schlagzeuger Tomino, dessen Drumkit nicht ohne Grund im Zentrum der Bühne stand: Er trommelte sich und das Publikum phasenweise in eine kollektive Groovehypnose – und verausgabte sich körperlich voll.
Apropos Körper: Mit seiner drahtigen bis hageren Gestalt (das T-Shirt wurde schon zu Konzertbeginn entsorgt), seinem bleichen Glatzkopf und seinem manischen Blick aus tiefen Augenhöhlen sah Tomino ein bisschen aus wie der letzte Überlebende nach einer nuklearen Katastrophe – durchaus ein Ereignis.
Mit ihrer Fusion aus Dub und Metal (die an diesem Abend etwas unausgewogen war) hat sich das Dub Trio prominente Fans erspielt: Der lässige Jewish-Reggae-Star Matisyahu verpflichtete sie als Tourband, auch Avantgarde-Metal-Zampano Mike Patton zeigte sich begeistert. Eines ihrer Alben erschien sogar auf Pattons berühmt-berüchtigtem Ipecac-Label (Firmenmotto: „Making people sick since 1999“). Wenn man diese Tatsache bedenkt, ist es eigentlich gar nicht mehr so überraschend, dass dieser Abend so hart und experimentell, zeitweise auch so anstrengend ausgefallen ist.
Dieser Ausschnitt (jaja, ist aus Athen, nicht aus dem PMK ;-)) gibt einen recht guten Eindruck:
Das Innsbrucker Publikum – das auch die Metal-lastige Vorband The Little White Bunny aus Bozen freundlich aufgenommen hatte – ging jedenfalls voll mit, sogar noch zu fortgeschrittener Stunde (das Hauptkonzert begann erst um elf herum!). Der ungewöhnlich hohe Anteil an ungewöhnlich bedröhnten Typen war dabei sicher kein Nachteil. Denn mit ein paar bekömmlichen Rauchwaren war der fordernde Dub-Trio-Sound sicher etwas leichter zu verdauen.