Konzertbericht: THE NOTWIST, 24. Januar 2014, Weekender Club Innsbruck
Über manche Konzerte sollte man besser nicht zu viele Worte verlieren. Nicht weil sie schlecht gewesen wären, sondern weil man sie sonst nur zerreden würde.
Eigentlich stand der Innsbrucker Auftritt der Weilheimer Band THE NOTWIST für mich unter keinem guten Stern. Da ich das gegenüber den Künstlern häufig recht respektlose Partypublikum des Weekender Clubs nur schwer ertrage, nahm ich mir irgendwann einmal vor, hier höchstens noch die liebevoll organisierten Musikquizze zu besuchen. Intime Live-Musik hingegen wollte ich mir in dieser Konzerthölle eigentlich nicht mehr totquatschen lassen. Das Risiko schien mir an diesem Ort einfach zu groß. Eigentlich.
Es ist ja nun ein Klassiker: Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. THE NOTWIST wollte ich seit vielen Jahren schon sehen, hatte aber leider noch nie Gelegenheit dazu. Ein paar Freunde schwärmten von ihrer letzten Tour. Und als mich dann auch noch meine gute Freundin Astrid wissen ließ, dass sie gemeinsam mit einigen anderen mir lieben Menschen ebenfalls zum Konzert gehen wird, habe ich mich doch noch dazu durchgerungen, den weiten Weg aus der italienischen Lombardei ins heilige Land Tirol auf mich zu nehmen; quasi in letzter Minute.
Um zum Punkt zu kommen: Ich habe es nicht bereut. Kein bisschen. Di niente. Ich erlebte einen wunderbaren Abend mit tollen Freunden. Das Publikum war relativ leise, was die Band offenbar auch zu schätzen wusste. Es passte alles. Die Musiker präsentierten sich in klasse Form und Spiellaune; schenkten uns letztlich auch eine ganze Reihe Zugaben. Die vielschichtige und gleichermaßen kraftvoll wie zerbrechlich wirkende Musik der Weilheimer entfaltete dabei eine sehr intime Wucht, stärker noch als auf ihren eher filigranen Alben. Nach dem Konzert sah ich jedenfalls sehr viele glückliche Augen. Mir persönlich gingen selbst die erstmals präsentierten Songs des neuen Albums ‚Close to the Glass‘ auf Anhieb ins Mark, von den älteren Songs ganz zu schweigen. Als die ersten Töne des Klassikers ‚Consequence‘ erklangen, passierte jedenfalls etwas dermaßen Sanftes und Schönes, wie ich es in meinen zwei Innsbrucker Jahren auf keinem einzigen Konzert erlebte: Ich bekam eine Gänsehaut. Ich war berührt…
Wie sich das anfühlt, muss ich hier wohl nicht beschreiben. Ihr könnts ja auf der anlaufenden Tour auch selbst erleben…
the Notwist – Consequence
the Notwist – Kong
http://www.youtube.com/watch?v=JpOYkK3o0jY&feature=kp
Servus Martin, ja war wirklich ein sehr, sehr feiner Abend – und obwohl ich bei Weekender-Konzerten zum Teil ähnliche Erfahrungen gemacht habe wie du, muss ich das dortige Publikum mittlerweile doch in Schutz nehmen: Bei den Konzerten, die ich in den letzten ein, zwei Jahren dort besucht habe (Ezra Furman, The Notwist, Adam Green, Two Gallants, The Raveonettes, Tu Fawning …) war das Publikum eigentlich immer respektvoll und/oder euphorisch. Die Location mit direkt angrenzender Bar ist diesbezüglich halt etwas gefährlich …
Meine Bilanz des Notwist-Abends: Je ausufernder und elektronischer, desto besser. Die (vielen) Momente, in denen die Band wie selbstvergessen (oder hochkonzentrierten Wissenschaftlern gleich) vor sich hin klampfte, klopfte, frickelte, schraubte und an Knöpfchen und Reglern drehte, waren reine Magie. Auch dank der feinen Lichteffekte. Zum Glück wurde es zwischendurch nie lange allzu brav, sanft und indie-schmindierockig. Und wenn, dann nahmen die Songs irgendwann doch noch die richtige, hypnotische Wendung. Schön!