Weihnachten, zucker- und fettfrei

Weihnachtslieder und Weihnachtskekse haben einiges gemeinsam: Sie sind zuckersüß, haben viel zu viele Kalorien – und wenn der eigentliche Anlassfall (nämlich Weihnachten) endlich eintritt, wurde man bereits so oft zwangsbeglückt bzw. so brutal zwangsernährt, dass man sich sogar auf den blöden Jänner freut, nur um ihnen endlich zu entkommen.

Und bevor ich jetzt unter Grinch-Verdacht gerate: Ich mag Weihnachten eh. Und natürlich gibt es auch eine Handvoll ruhmreicher Ausnahmen (und ich rede jetzt nicht von Rumkugeln, sondern von Weihnachtsliedern).

Also lege ich gerne eine kleine Pause beim Geschenkeeinpacken und Festtagstischdecken ein, um euch fünf etwas andere Weihnachtslieder zu schenken – garantiert zucker- und fettfrei:

Eels – Christmas Is Going To The Dogs

„Snow is falling from the sky / like ashes from an urn“: Klar, dass es bei Mr. E, dem Heinrich Heine der Independentszene, auch in einem Weihnachtslied Brüche und melancholisch-traurige Sprachbilder geben muss. Die Musik verrät aber, dass auch in diesem Zyniker eigentlich ein Romantiker steckt.

Wunderschön – und irgendwie sogar besinnlich.

Übrigens: Mit „Everything’s Gonna Be Cool This Christmas“ haben die Eels noch einen weiteren alternativen Weihnachtshit im Gepäck, sogar einen wirklich fröhlichen.

 

Skero feat. Wienerglühn – „Wiener Weihnachtsabend in 3 Akten“

Das Wienerlied lebt – und einer, der entscheidend dazu beiträgt, ist Skero, „Kabinenparty“-Veranstalter und bis heuer Mitglied der heimischen Hip-Hop-Hohepriester „Texta“. Hier ist er zusammen mit der Formation „Wienerglühn“ zu hören (mit der er auch die formidable „Müßig Gang“ betreibt).

In Österreich ist Weihnachten – wie auch das restliche Jahr – ohne Alkohol undenkbar. Und genau davon handelt dieser Song: „Uns is schlecht, wia san fett / gonz genau wie jedes Johr / owa jetz / is scho z’spät / hätt i ma de Schaumroin gsport …“

Neben einem Pfeifsolo (das den Song auch für meine Liste der besten Whistle-Songs qualifiziert hätte) verfügt dieses moderne Wienerlied auch über eine schöne finale Wendung:

„Aufputzt is de Gummifichtn / zwaa Kerz’n, an Stean an schiefen / (…) des wird NIE a christlicher Baam / I glaub i konvertier zum Islam.“

 

Future Of The Left – The Real Meaning Of Christmas

Wie wär’s zu Weihnachten der Abwechslung halber mit zornigem, ultrahysterischem Noiserock? Die wahnsinnigen Waliser von „Future Of The Left“ präsentieren das hämischste und sarkastischste „Halleluja“ ever – und haben zudem einen guten Geschenktipp parat:

„Liberate your children from presents, Sabrina / we could burn the gift wrap / and that will keep them warm!“

 

Tom Lehrer – A Christmas Carol

Der große US-Satiriker Tom Lehrer hat erkannt, worum es bei Weihnachten (nicht nur in den USA) wirklich geht: um die Kohle natürlich. Aber:  „ … none of the Christmas carols that you hear on the radio or in the street even attempt to capture the true spirit of Christmas as we celebrate it in the United States. That is to say the commercial spirit“

Und weil das so ist, hat der Herr Lehrer gleich selbst Abhilfe geschaffen und dekonstruiert genüsslich die verlogene Weihnachtsharmonie:

„Kill the turkeys, ducks and chickens / Mix the punsch, drag out the Dickens / Even though the prospect sickens / Brother, here we go again.“

Ja, meint Lehrer, zu Weihnachten muss man seinen Nächsten lieben – schließlich hat man an 364 anderen Tagen im Jahr die Gelegenheit, ihn umso mehr fertigzumachen.

 

The Pogues feat. Kirsty MacColl – Fairytale Of New York

Das Schlusswort kann natürlich nur dem Mann mit den schiefsten Zähnen und dem schönsten schiefen Gesang in ganz Irland gehören – Shane MacGowan und seinen Folk-Punk-Legenden „The Pogues“. Hier im Duett mit der leider bereits verstorbenen Sängerin Kirsty MacColl.

Trotz nicht gerade weihnachtlicher Zeilen – „You scum bag / You maggot / You cheap lousy faggot / Happy Christmas your arse / I pray God it’s our last“ – ein echtes, ironiefreies und schönes Weihnachtslied.

In diesem Sinne: Furiose, formidable und fantasievolle Feiertage!

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