Wagemutiger Post-Punk mit gewaltigem Suchtfaktor

HIT THE BASSLINE PRÄSENTIERT: TRACK DER WOCHE, # 12:
MISSION OF BURMA – NICOTINE BOMB (2004):

Österreich hat ein Rauchverbot, das nun doch nicht kommt. Kim Jong-un und Donald Trump haben Atombomben, die ihnen einen medienwirksamen Phallusvergleich ermöglichen. Doch Mission Of Burma haben etwas viel Besseres: eine Nikotinbombe!

„Nicotine Bomb“ stammt von ONoffON, jenem grandiosen Album, mit dem die einflussreiche Post-Punk-Band aus Boston 2004, 22 Jahre (!) nach ihrer letzten Studio-LP, triumphal zurückkehrten. Triumphal, was das Kritikerlob angeht, wohlgemerkt, denn eine kommerziell erfolgreiche Band waren Mission Of Burma nie.

Dafür eine umso einflussreichere: Mit ihrem rauen, dringlichen Sound, der die Wucht und Kompromisslosigkeit des Punk mit dem Gespür für betörende Popmelodien und dem Mut zu Lärm, Dissonanz und Experiment verband, zählen sie aus heutiger Sicht zu den wichtigsten Wegbereitern alternativer, innovativer Rockmusik überhaupt. Die Liste jener Bands und Künstler, die sich auf Mission Of Burma berufen (haben), ist lang, sie reicht von Jello Biafra bis Nirvana, von R.E.M. bis Sonic Youth, von Graham Coxon bis zu den Pixies, von Bob Mould über Yo La Tengo oder Guided By Voices bis hin zu Moby.

Hauptsongschreiber der Band, die ursprünglich nur von 1979 bis 1983 existierte und sich erst 2002 wieder zusammenfand (seither erschienen vier Studioalben), waren und sind Sänger und Gitarrist Roger Miller sowie Sänger und Bassist Clint Conley. Dazu kommen Schlagzeuger Peter Prescott und der hauptamtliche „Tape-Manipulator“ (!) und Soundingenieur Bob Weston, der diesen ungewöhnlichen, für den Burma-Sound eminent wichtigen Part (Tape-Effekte, Loops, Drones, Verfremdungen etc.) von Gründungsmitglied Martin Swope übernahm.

Conley ist laut Wikipedia eher der Mann für die eingängigeren, hymnischeren Nummern, er gilt quasi als die „hook machine“ der Band. Von ihm stammt neben dem größten Bandhit „(That’s When I Reach For My) Revolver“ eben auch das wunderbare „Nicotine Bomb“. Dieser Track ist mit seiner Kombination aus kantig-abstraktem Klangbild, unwiderstehlichen Harmonien und anspruchsvollen Lyrics („Vertical expression / horizontal desire“) geradezu ein prototypischer Burma-Song.

Live war bei Mission Of Burma von magischen Momenten bis hin zu furchtbar zähen Lärmorgien übrigens alles drin: „When they were good, they were very very good, but when they were bad, they were horrid“, schrieb der Kritiker Tristam Lozaw. Spannend war diese Band also immer!

Für mich persönlich führt an Mission Of Burma ohnehin kein Weg vorbei – schließlich steckt mein Spitzname ja im Bandnamen. Das hartnäckige Gerücht, Mission Of Burma hätten sich nach mir benannt, ist allerdings nicht haltbar – ebensowenig wie die Vermutung, meine Geburt im Jahr 1982 hätte sie zu ihrem fulminanten Debütalbum „Vs.“ inspiriert …

Zum Schluss bleibt mir nur noch die dringende Empfehlung, sich ins faszinierende Werk dieser Gruppe zu vertiefen. Und der fromme Wunsch, dass Blogkollege Stefan, seines Zeichens Österreichs bester Quizmaster, die – nach einer Gedenkplatte an einer Botschaft benannte – Formation einmal bei seinem fabelhaften Weltquiz bringen möge. Mission Of Burma und ich wären ihm sehr dankbar dafür!

Weitere Anspieltipps: (That’s When I Reach For My) Revolver, That’s How I Escaped My Certain Fate, Academy Fight Song, Weatherbox, (This Is Not A) Photograph, The Setup, The Enthusiast, Dirt, Careening With Conviction, Period, Dust Devil, What They Tell Me

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