A wie Anfang. A wie Anarchie. A wie Antichrist

HIT THE BASSLINE PRÄSENTIERT: TRACK DER WOCHE, # 1:
SEX PISTOLS – ANARCHY IN THE UK (1976)

Zu behaupten, die Sex Pistols hätten den Punk erfunden (was bis heute immer wieder zu lesen ist), wäre musikhistorisch ungefähr so korrekt wie die Aussage, die Beatles (oder auch Elvis Presley oder Peter Alexander oder Norbert Hofer) hätten den Rock ’n‘ Roll erfunden.

Fakt ist und bleibt jedoch: Die Sex Pistols (und The Clash und The Damned und The Adverts und wie die großen und weniger großen britischen Punkbands der ersten Welle alle heißen mögen) machten aus der Musik und Geisteshaltung von – im Regelfall drogensüchtigen oder anderweitig randständigen – New Yorker Außenseitern und dem Erbe rabiater Proto-Punk- und Pubrock-Bands, die schon seit den 60er Jahren ihr raues Unwesen trieben, eine kulturelle und gesellschaftliche Massenbewegung von nachhaltigem globalem Einfluss.

Rock wurde plötzlich wieder schnell und direkt, dreckig und provokant, aufregend und rebellisch. Und die Eltern hatten endlich wieder Angst um ihre Kinder. Das komplexe, umständliche, satte und selbstzufriedene Kunsthandwerk der Progressive-Rock- und Stadion-Saurier war auf einmal wie weggeblasen, der radikale Grundgedanke des „Anyone can do it“ mündete in zahllose Band-, Fanzine- und Labelgründungen, finanzielle und intellektuelle Hemmschwellen schwanden. Punk war also vor allem auch eine strukturelle, ökonomische Revolution.

Und selbst wenn die Sex Pistols letztlich nur ein spuckendes, rotziges, grölendes, billige Drogen schluckendes Vehikel des genialen Marketingstrategen Malcolm McLaren gewesen sein sollten: Sie zählten zur Speerspitze dieser bahnbrechenden Entwicklung. Ja, sie waren selbst wie ein früher Punksong: wild, räudig und allzu schnell vorbei.

Die epochale Debütsingle der Pistols, das hämische, unterschwellig bedrohliche „Anarchy In The UK“, erblickte, unglaublich, aber wahr, vor 40 Jahren das Licht der Welt. Und Bassist Glen Matlock feiert heute, am 27. August 2016, seinen 60. Geburtstag.

40 Jahre? 60 Jahre??
Ist der frühe Punk alt geworden? Ist er heute nur noch ein kurioses Museumsstück? Wer „Anarchy In The UK“ hört, wird rasch vom Gegenteil überzeugt: Zynische, nihilistische und zugleich unglaublich energiegeladene Zeilen wie „Don’t know what I want, but I know how to get it“ bleiben für die Ewigkeit. Und die primitive musikalische Urgewalt ebenso.

In diesem Sinne: „Rrrrright! Now!!“

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