James Murphy 360°

Manche wissen es vielleicht, „All my Friends“ von LCD Soundsystem ist mein absolutes Lieblingslied der Nuller-Jahre. Eigentlich kenne ich gar kein besseres Lied.

Nun gibt es LCD Soundsystem bekanntlich nicht mehr. Seitdem (2011 oder so) habe ich von Mastermind James Murphy auch nicht allzu viel mitbekommen. Aber seit einigen Tagen treffe ich ihn plötzlich überall.

Also da wäre das allseits sehnlichst erwartete neue Arcade Fire-Album „Reflektor“, das Murphy produzierte und diese Woche erschien. Murphy und Arcade Fire? Nichts anderes als Brillanz ist zu erwarten.

Dann wäre da dieser James Murphy-Remix eines Stückes von David Bowies 2013er-Album „The Next Day“. Seit gestern gib es dazu ein Video.

Hat sogar „Ashes to Ashes“ dabei 🙂

Hello Steve Reich? Ein Hinweis auf das legendäre „Clapping Music“ des Minimal-Komponisten. Und Minimal nicht im Sinne von Elektro-0815-Disco-Fad-zum-Quadrat-Minimal.

Ich durfte das schon einmal live erleben, vorgetragen von der genialen Tiroler Perkussionisten-Band The Next Step. Absolut horizonterweiternd! Hier von irgendeinem YouTube-Ensemble:

Den Rhythmus in Blut und Kopf, würd ich sagen.

So. Aber das mit Abstand Interessanteste, was ich in Bezug auf James Murphy zuletzt las, ist sein neues Projekt mit den Dewaele-Brüdern von Soulwax: Despacio. Offenbar haben Murphy und die Dewaeles zu viel Geld und dachten sich: „Ey, jetzt produzieren wir mal den großartigsten Sound, den je ein Mensch gehört hat.“

Und damit meinten sie nicht notwendigerweise die großartigste Komposition oder das großartigste DJ-Set, sondern die großartigste Sound-Qualität EVER. Bitte einmal diesen Link eines Augenzeugen durchlesen.

Despacio is a custom built sound system devised by James Murphy (lcd soundsystem) which he, David and Stephen Dewaele (2manydjs) dj’ed from over the course of three nights in July in the New Century Hall as part of the Manchester International Festival. (…) It was fucking incredible is what it was. Off the friggin chart. Not like anything I have ever experienced before. (…) It was like meeting an alien from another planet. I’m an atheist but its the closest thing I have ever had to a religious experience. (…) First time I walked out onto the floor, before I’d even been able to register the magnitude of what I was hearing, I saw the smiles on people’s faces. They were in awe, raptured, they just looked deliriously happy. (…) It was like meeting sound for the first time.

 

Ich. MUSS. es. sehen.

19. und 20. Dezember in London werde ich wohl eher nicht schaffen. Aber vielleicht kommen die mit ihrer ganzen Anlage ja mal nach… was weiß ich, Berlin? Muss man jedenfalls im Auge behalten.

Ein Gedanke zu „James Murphy 360°

  1. Michael Domanig

    Also, dieses Soundsystem klingt ja wirklich nach dem feuchten Traum eines jeden Audiophilen. Klarheit statt dumpfer Lautstärke! Und weil man nun am Dancefloor auch noch sprechen kann, ohne schreien zu müssen, fühlt sich der Musiknerd endgültig im siebten Himmel: Endlich kann er seine Lieblingsmusik genießen UND gleichzeitig darüber labern! Wobei: Was wird erst passieren, wenn Despacio voll aufgedreht wird (in Manchester war ja offenbar ein Limit von 100 Dezibel)? Wird das Sounderlebnis so großartig sein, dass es unerträglich wird – wie wenn man ins Antlitz Gottes blickt und dann erblindet? Man darf gespannt sein …

    Und mir stellen sich noch zwei weitere wichtige Fragen:
    1.) Ist Bowie nun zum reinen Selbstzitat geworden? Auch das Albumcover zu „The Next Day“ ist ja eine wunderbar dreiste Schändung seines eigenen Werks.
    http://en.wikipedia.org/wiki/The_Next_Day

    2.) Ist es nicht bizarr, wenn das Publikum am Ende von „Clapping Music“ … klatscht?? Das wäre ja so, wie wenn am Ende eines Gitarrensolos alle im Publikum selbst zu den Gitarren greifen. Wenigstens trampeln oder pfeifen hätten sie können …

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